Die Lesereise 02
Datum: 10.05.2020,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
... Freundin anwesend sein. Selbstverständlich zahle ich auch eine Gage für diesen privaten Termin, wären 1.000 € in Ordnung? Lieber Herr Lenz, Sie würden mir einen großen Gefallen tun. Bitte antworten Sie mir unter lesen4two@mel.de. Erwartungsvoll Melinda
An diesem Abend war Lothar bei seiner Lesung abgelenkt. Immer wieder musste er an den Brief denken. Er ließ seinen Blick über das Publikum schweifen, überwiegend Frauen, und fragte sich, was die Absenderin wohl für eine Frau war. Sie wollte ihn nicht einfach in der Öffentlichkeit ansprechen, fürchtete sie eine Abfuhr, wenn sie ihm direkt gegenüber stand? Oder war sie einfach nur schüchtern? Vielleicht ja auch das genaue Gegenteil: Eine selbstbewusste Spielerin, die sich genau über die Termine seiner Lesereise informiert hatte und sich nun mit ihrem Geld ohne große Mühe ein ungewöhnliches Vergnügen gönnen wollte? Es hatte schon was, so einen Brief zu schreiben und auch, so einen Brief zu bekommen. Trotzdem blieb sie in der Anonymität und das machte Lothar unsicher. Als er nach der Lesung wieder ins Hotel zurück kam, fühlte er sich allein. Er musste an Eva, die Buchhändlerin, denken und an die wunderbare letzte Nacht, die er mit ihr verbracht hatte. Heute hatte niemand ihn nach der Lesung zu einem privaten Abschluss des Tages oder sogar einer Liebesnacht eingeladen.
Wenig später hatte er dann Melinda geschrieben und natürlich ihre Einladung angenommen. Die Enttäuschung über Evas Zurückweisung, die Einsamkeit, die ihn ...
... nach der Lesung im Hotelzimmer überfallen hatte und dann noch seine Neugier -- er hatte nicht wirklich gezögert, seine ursprünglichen Pläne für den nächsten Tag über Bord zu werfen und noch einen Tag länger in Passau zu bleiben. Den Tag über hatte er sich die Stadt angesehen, unkonzentriert und in innerer Aufruhr, was der Abend wohl bringen würde. Kurz vor 18 Uhr war er dann bei der Adresse angekommen, die Melinda ihm noch per mail mitgeteilt hatte, ein vornehmes Einfamilienhaus mit großem Garten. Und dann hatte nach einer flüchtigen und höflich distanzierten Begrüßung noch an der Haustür - „Schön, dass sie gekommen sind, Herr Lenz, ich bin Melinda, darf ich Ihnen meine Freundin Ulla vorstellen?" „Lothar, aber das wissen Sie ja." - praktisch ohne weitere Vorbereitung die private Lesung begonnen.
Er hatte im Flur seinen Mantel abgelegt und war den beiden Frauen in eine Art Wohnzimmer gefolgt wo Melinda ihm einen Stuhl zuwies auf dem ein Exemplar seines ersten Eva-Buches lag. Er nahm es zur Hand, setzte sich und beobachtete, wie seine Gastgeberinnen nur etwa zwei, drei Meter entfernt von ihm auf einem Sofa Platz nahmen. Lothar schätzte sie beide auf Anfang 50 und beide waren elegant gekleidet und wirkten sehr gepflegt, aber nicht übertrieben zurecht gemacht. „Es wäre schön, wenn Sie mit dem Kapitel 10 beginnen würden," forderte Melinda ihn auf. Lothar öffnete das Buch an der ihm zugewiesenen Stelle. Es war die erste Begegnung zwischen Eva und Axel, dem Mann, den sie als ihren ...