1. Die Elfe


    Datum: 02.06.2020, Kategorien: Sonstige,

    ... Überwindungskraft zusammen und taste mich vorsichtig in Richtung des Felsen vor.
    
    Was ich nun Stück für Stück zu Gesicht bekomme, hätte ich mir im Leben nicht träumen können. Hinter dem Felsen und nun zu meinen Füßen, liegt ein weibliches Wesen, recht klein, in etwa 1,40m oder 1,50m groß. Und es hat ... Flügel...!
    
    Ich merke, wie mir ein kurzes, leises, aber hysterisches Lachen entgleitet. Das kann ja wohl nicht wahr sein. Vermutlich bin ich in den paar Tagen Einsamkeit nun wohl schon durchgedreht? Gleichzeitig bin ich erstaunt und fasziniert über meine Entdeckung und wenn ich ehrlich zu mir bin, spüre ich, dass diese Realität ist. Ich habe gerade eine Elfe entdeckt. Eine echte Elfe....?
    
    Nach meinem ersten Schock betrachte ich das Wesen genauer. Sie ist wunderschön. Sie trägt ein grasgrünes, samtiges Kleid mit hohem Kragen, langen Ärmeln und einem tulpenähnlichen Rockende. Daraus ragen ihre nackten Beine und Füße hervor. Sie ist irgendwie ein Stückchen molliger, als ich mir eine Elfe vorgestellt hätte. Aus Kinderbüchern und Zeichnungen kennt man Elfen ja nur als dürre Striche in der Landschaft. Diese aber hat eine unglaublich anregende, kurvenreiche Silhouette. Sie liegt auf ihrer linken Seite und ihr kinnlanges, kastanienbraunes Haar ist ihr ins Gesicht gerutscht.
    
    Meine Nervosität ist nun völlig dem Erstaunen und der Neugier gewichen, also knie ich mich neben ihr hin und streiche ihr sanft die Haare hinters Ohr. Dieses ist klein und spitz, wie ich es vorher noch ...
    ... nie gesehen habe. Ihre Wangen sind übersäht von zarten, hellbraunen Sommersprossen. Sie hat einen schmalen Mund, eine kleine spitze Nase und dünne, aber klar definierte Augenbrauen. Ich bin hin und weg. Noch nie in meinem Leben habe ich solche Schönheit gesehen. Vorsichtig beginne ich, ihre Haare und ihre Wange zu streicheln. Ihre Haut ist so unglaublich weich....
    
    Ich zucke hoch, als ich ein leises Stöhnen höre. Die Elfe beginnt langsam, sich zu bewegen und auf den Rücken zu rollen. Vor lauter Verblüffen über meine Entdeckung und gefesselt von ihrem Anblick, habe ich ganz vergessen, dass ich diesem Wesen ja eigentlich zur Hilfe geeilt bin. Dass sie scheinbar noch am Leben ist, macht mich happy. Wieder stöhnt die Elfe auf. Ihre Stimme klingt erschöpft und trocken, also lege ich meinen Rucksack ab und greife nach meiner Feldflasche. Ich lasse die Elfe vollständig auf ihren Rücken abrollen und knie mich hinter Ihren Kopf, den ich vorsichtig auf meinen Oberschenkeln platziere. Dann setze ich die Flasche an ihrem Mund an. Das Wasser benetzt langsam ihre Lippen. Zaghaft trinkt die Elfe, Schluck für Schluck, bis meine Flasche halb leer ist. Ich stelle sie neben uns im Moos ab und streiche der Elfe nun auch die Haare auf der linken Seite hinter ihr spitzes Ohr. Wieder streichle ihre Wangen, da schlägt die Elfe ihre Augen auf und ich blicke in das tiefste strahlende blau, das ich je gesehen habe. Ein Kribbeln durchfährt meinen Magen.
    
    Die Elfe erschrickt, setzt sich hektisch auf ...
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