1. Wie Kim in unser Leben trat Teil 09


    Datum: 05.07.2020, Kategorien: Transen

    Am nächsten Morgen war alles wieder wie immer. Mia tat so, als wäre nichts gewesen. Auch Kim war sichtlich darum bemüht, Gelassenheit auszustrahlen und machte ihre üblichen Witze. Wieder tat ich nur so, als würde ich zur Arbeit fahren, meldete mich krank und sah mir das Video von Mias Heimkehr gestern Abend an.
    
    Ich hörte Mia auf dem Video schon im Flur heulen.
    
    „Oh Kim, es war so widerlich!"
    
    „Komm erst mal rein, mein Schatz! Ich mache uns einen grünen Tee, der beruhigt."
    
    Mia kam ins Wohnzimmer. Sie sah schrecklich aus. Ihre Schminke um die Augen, auch ihr Lippenstift, war total verwischt. Man sah, dass sie geheult hatte. Ihr Kleidchen schlabberte an ihr herunter, wirkte irgendwie zerfleddert.
    
    Kim betrat das Wohnzimmer mit zwei Tassen Tee. Wieder schluchzte Mia auf. Ich musste daran denken, dass Mia wie ein Kleinkind auftrat, das ihrer Mutter mitteilen wollte, dass es Schmerzen erlitten hatte. Kim setzte sich direkt neben meine Frau, gab ihr eine Tasse in die Hand und streichelte Mia sanft den Oberschenkel. Mia schaute nach unten und schluchzte nun leise.
    
    „Jetzt beruhig dich langsam! Vom Weinen wird es nicht besser, nur vom darüber erzählen!"
    
    „Es war so widerlich, Kim!" Mia schüttelte den Kopf.
    
    „Fang am besten Vorne an!"
    
    Mia atmete tief durch, nippte am heißen Tee und fing dann an zu erzählen.
    
    „Wie wir besprochen haben, bin ich ja heute Morgen gleich zu ihm. Er hat mich ohne ein Wort zu sagen angeschaut und ist im Bürosessel sitzen geblieben. Ich ...
    ... hab da vor ihm gestanden mit dem Gefühl, ein ungezogenes Schulmädchen zu sein."
    
    „Das hat ihm sicher gefallen!"
    
    „Ja, glaub ich auch. Er hat meine Entschuldigung auf jeden Fall mit einem wohlwollenden Grinsen angenommen. Dann meinte er, dass er mich eigentlich hätte gleich heute Morgen aus dem Team schmeißen wollen. Und wie ich mir vorstelle, dass die Vertrauensbeziehung wieder hergestellt werden könnte. Nachdem er das gesagt hatte, wusste ich, dass ich wieder das Heft des Handelns in den Händen hatte. Mein Bauch kribbelte, als ich ihm anbot, heute nach Feierabend doch noch was trinken gehen zu können und dabei auf einen Neuanfang anstoßen zu können."
    
    Mia fügte mit einem matten Lächeln hinzu: „Ich hab extra das Wort „stoßen" benutzt. Hartmann sabberte schon fast!"
    
    Kim hatte sich das alles wie eine Mama angehört, die ihrer Tochter beim Klavierspiel lauschte. Sie streichelte Mia den Oberschenkel. Ich konnte kaum glauben, wie meine Frau sich da gab!
    
    „So ist es richtig, Baby. Er war wie Wachs in deinen Händen!"
    
    Mia setzte ihren Bericht fort:
    
    „Wir trafen uns dann abends in einer Kneipe am S-Bahnhof, in der uns keiner kannte. Es war sein Vorschlag, getrennt voneinander aus dem Büro zu gehen. Und nach einem Bier und zwei Schnäpsen begann er von seinem Leben zu erzählen. Er hat wohl schon mit 22 geheiratet, die gemeinsamen Kinder sind aus dem Haus. Und seine Frau würde ihn einfach nicht mehr anmachen. Ich hörte geduldig zu, stellte aber keine Fragen dazu. Wie du mir ...
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