1. Nachkriegsgeschichte


    Datum: 23.07.2020, Kategorien: Verführung

    Am Morgen des 29. März 1942 liegt das historische Lübeck weitgehend in Schutt und Asche. Ich irrte als dreizehnjähriges Kind durch die Trümmer. Meine Eltern und meine ganze Familie sind bei diesem Bombenangriff ums Leben gekommen. Irgendwann wurde ich von einer Krankenschwester des Roten Kreuzes aufgegriffen und zu einer zentralen Sammelstelle gebracht. Wegen der vielen Fliegeralarme und Bombenangriffe wurde eine große Aktion durchgeführt. Fast alle Schulkinder wurden in Gebiete verschickt, wo keine oder nur selten Fliegerangriffe waren. Wir wurden zu Klassen zusammengestellt und bekamen einen Lehrer und einen etwas älteren HJ-Führer, der mit dem Lehrer helfen sollte. Mit einem Koffer voll Wäsche und einem Rucksack mit Verpflegung versammelten wir uns am Bahnhof. Der ganze Bahnsteig war voller Kinder. In Gruppen kamen wir in den vorgeschriebenen Waggon. Am Anfang der Bahnfahrt war es noch interessant, aber als die Nacht kam, versuchten wir zu schlafen. In jedes Gepäcknetz krabbelten zwei Kinder. Die anderen vier Kinder legten sich auf die Holzbänke. Unterwegs Gab es wieder einen Luftangriff. Unser Zug wurde getroffen. Irgendwann kam ich in der Nacht kam ich im Wald zu mir. Ich suchte mir einen geschützten Schlafplatz, denn ich wusste nicht wo ich war. Am anderen Morgen, ich hatte Hunger, versuchte ich mir etwas zum Essen zu besorgen. Ich streifte durch die Gegend und mein Wille war es keiner Militärstreife oder ähnlichem in die Hände zu fallen. Doch zuerst musste ich wissen, ...
    ... wo ich war. Ich konnte nicht ausmachen, ob jemand von unserem Trail überlebt hatte. Wir waren alles Jungen im Alter von 12-16 Jahren. Sollte ich der einzige gewesen sein, der das Glück hatte? Unterwegs traf ich ein altes Mütterlein, welches mir erzählte, dass wir kurz vor Neubrandenburg seien. Doch was wollen wir hier? Sie sagte mir, dass ich mich schleunigst von hier entfernen solle, da an einer Schule der NAPOLA Jugendliche für den Endsieg ausgebildet werden, der sowieso nicht kommt. "Alles wird sterben", sagte sie mir, "rette dein Leben." So irrte ich weiter durch den Osten Deutschlands, denn ich wusste, dass es in Dresden noch eine Tante geben soll. Allein ohne irgendetwas versuchte ich mich nach Dresden durchzuschlagen. Doch auch hier kam ich leider oder besser gesagt Gott sei Dank eine Woche zu spät an. Ich schlug mich weiter durch die Wälder des Erzgebirges und des Thüringer Waldes. Ich sah amerikanische Soldaten und überlegte ob ich mich zu erkennen gebe. Doch die Angst die uns eingebläut wurde saß tief. Der Krieg ging vorbei und ich irrte noch immer durch das zerstörte Deutschland, aß was ich finden konnte, aber niemand wollte mich haben. So endete meine Odyssee nach über vier Jahren Wanderschaft in einem wunderschönen Tal, irgendwo im Süden Deutschlands. Kleine Gehöfte weit auseinandergezogen, umrahmt von einem schönen Waldgürtel. Hier sah es aus, als ob es nie Krieg gegeben hätte. Es war Frühsommer und der Hunger quälte mich. In der Dunkelheit schlich ich mich zu ...
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