1. Anja und Daniel


    Datum: 06.08.2020, Kategorien: CMNF

    ... Anja an. Sie schämte sich und sie freute sich. Am liebsten wäre sie davongelaufen, aber die Stricke hinderten sie daran. Gerade das gefiel ihr und sie sonnte sich unter den hungrigen Blicken, die man ihr zuwarf.
    
    Besonders Daniel schaute sie sehr interessiert an. Er konnte die Augen nicht von ihr wenden.
    
    Ein Handy piepste. Der Anruf war für Kalle, den Vereinsvorsitzenden der Alsinger Westernreiter.
    
    „Das war der Bürgermeister", berichtete Kalle, als das Gespräch vorbei war. „Er bittet uns, beim Umzug durchs Dorf mitzumachen. Heute ist doch Landmarkt in Alsingen. Da laufen Musikzüge durch die Hauptstraße und Abordnungen der Vereine -- Schützenverein, Trachtenverein, Obstzüchterverein und was weiß ich noch alles. Wir holen uns die Pferde und reiten hin. Die Trapper und Indianer bitte auch geschlossen mitkommen, ebenso die Cowboys und Südstaatler. Es ist ja nicht weit. Wir marschieren im Umzug mit und kriegen zum Schluss Freibier. In einer Stunde sind wir wieder da."
    
    Anton schaute zu Anja am Koppelzaun: „Eine Stunde? Das ist aber lang. Könnte hart für Anja werden."
    
    „So lange können wir Anja nicht allein lassen, wenn sie gefesselt ist", sagte Daniel.
    
    Anja rutschte das Herz in die Hose, oder besser gesagt: es wäre ihr in die Hose gerutscht, wenn sie eine angehabt hätte.
    
    Bitte nicht! Ich will gefesselt bleiben! Ihr habt mich doch gerade erst angebunden. Es hat mich so viel Überwindung gekostet, mich endlich zu trauen. Muss dieser dämliche Bürgermeister auch ...
    ... ausgerechnet jetzt anrufen!
    
    „Och nee!" rief Anton. „Nicht losbinden! Wir haben sie doch vor ein paar Minuten erst zum Trocknen aufgehängt. Sieh doch! Ihre Haare sind noch nass und die Haut auch." Er zwinkerte: „So kann Anja doch nicht in ihre Klamotten steigen. Das geht doch nicht!"
    
    „Schon klar", meinte Daniel. „Aber wir können sie nicht gefesselt allein lassen. Was, wenn ihr schwindlig wird oder wenn sie ohnmächtig wird? So etwas kann passieren, wenn man stramm gefesselt ist."
    
    „Sie ist aber doch so schön festgebunden und sieht so hübsch aus am Holz", rief Walter. „Ihr habt sie gerade erst angebunden. Dann war ja eure ganze Arbeit für die Katz. Wenn wir in einer Stunde zurückkommen, soll sie noch am Zaun hängen. Ist doch ein hübscher Anblick solch ein gefesseltes Indianermädchen mit überhaupt nichts an."
    
    „Ich bleibe bei Anja", sagte Andrea. „Ihr könnt losziehen. Wenn es ihr nicht gut geht, knote ich die Fesselung auf."
    
    „Ich bin okay", sagte Anja ein wenig zu hastig. „Ich kann das locker aushalten. Von mir aus bis zum Abendessen."
    
    „Das wären noch vier Stunden", meinte Daniel. Er blickte skeptisch zu ihr auf: „Das ist verdammt lang."
    
    „Na und?" rief Anja. „Ich schaff das. Willst du wetten? Zehn Euro, dass ich es aushalte."
    
    „Abgemacht", sagte Daniel. „Zehn Euro wenn du bis sechs Uhr durchhältst." Er winkte seinen Kumpanen: „Gehen wir. Der Bürgermeister wartet."
    
    „Und das Freibier", grölte Anton.
    
    Die ganze Bande zog ab, teils zu Fuß teils zu Pferde. Es war ...
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