1. Neugier


    Datum: 19.08.2020, Kategorien: Romantisch

    ... nächste Mal bei mir schläfst."
    
    "Das nächste Mal?"
    
    "Ich sag doch, ich bin seltsam. Ich habe geschlafen wie ein Baby in deinen Armen. Früher oder später werde ich das wiederholen wollen."
    
    "Gerne doch."
    
    "So, jetzt will ich dich nicht länger von der Arbeit abhalten. Umso schneller stehst du mir denn ja wieder zur Verfügung. Auch wenn das jetzt schrecklich egoistisch klingt."
    
    "Nein, das ist doch nur zu verständlich, dass du dein eigenes Reich richtig bezugsfertig haben willst."
    
    "Ich werde trotzdem die meiste Zeit bei dir verbringen. Du hättest mir den Beamer nicht zeigen sollen."
    
    "Ein Fehler, den ich nur zu gern gemacht habe."
    
    Am Nachmittag bummelte ich zwei Überstunden ab, weil eh gerade nicht so irre viel zu tun war. Natürlich, um Doro helfen zu können. Zumindest vordergründig. Mir war schon klar, dass ich einfach so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen wollte.
    
    Dass mich das gemeinsame Erleben, aber auch das sie verwöhnen können, einfach froh und glücklich machte. Durch ihre sexuelle Orientierung völlig gefahrlos mit ihr umgehen konnte. Sonst hätte ich vielleicht schon ein leicht schlechtes Gewissen wegen Mareike bekommen.
    
    Bislang war ich ihr treu geblieben. Sogar über ihren Tod hinaus. Sieh an, das hatten die Profis wirklich gut hinbekommen. Das sah klasse aus, nirgendwo geschludert, alles perfekt angebracht und ausgerichtet. Ihre Küche war insgesamt größer und schöner als meine.
    
    Durch unsere gute Teamarbeit standen schnell weitere Möbel ...
    ... in der Wohnung. Einen schönen Schreibtisch hatte sie sich ausgesucht. Langsam wurde ich doch ein bisschen neidisch. Aber nur ein bisschen.
    
    Ja, wie soll ich beschreiben, was dann passierte?
    
    Es war so ein wundervoller Abend gewesen. Wir hatten uns Sushi bringen lassen, entgegen ihrer kühnen Ankündigungen hatte es mit dem Großeinkauf dann doch wieder nicht geklappt. Wir lachten, fütterten uns gegenseitig, sie schlang ihren Arm um mich küsste auf die Wange.
    
    Wollte sich wohlig mit mir zurücklehnen, ich sah noch ihr amüsiertes Grinsen. Das sich dann auflöste. Wie sich alles auflöste. Brach plötzlich alles aus mir hervor. Der Schmerz, die Verzweiflung, alles eskalierte, riss mich mit, brach mich entzwei. Mitten entzwei.
    
    "Fabi... gut... es ist gut..."
    
    "Es... tut... so... weh..."
    
    "Okay... okay... gut, ich bin hier... Fabi... es ist gut... ich bin hier. FabI? Du bist nicht allein. Ich bin hier... oh mein Gott... Fabi..."
    
    Sie weinte mit mir in diesem nicht enden wollenden Tränenstrom. War in dem absolut tiefsten Moment meines Lebens, wo ich wie ein wundes, gequältes Tier winselte und mich schüttelte, bei mir. Lud in diesem Moment alles auf sich.
    
    All meine Bitterkeit, all meine Todessehnsucht, Mareike nachzufolgen, hier nicht mehr zurückbleiben zu wollen. Das wollte meine Frau ja nicht. Sie hatte mich versprechen lassen, dass ich das nicht tue. Und nun redete eine andere beruhigend auf mich ein.
    
    Drückte mich fest an sich. Oh mein Gott, was tat ich ihr da gerade ...
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