1. Kassel - 01


    Datum: 11.12.2018, Kategorien: Schwule

    Schon wieder ein Schulwechsel. Nicht schon wieder. Diesmal reichte es wirklich. Kassel, raus aus seiner Stadt, die für die letzten 2 Jahre sein Zuhause war, raus aus Berlin nach - Kassel! Konnte es noch schlimmer kommen? Hans war sich sicher - Nein! Und das alles nur, weil seine Mutter einen Job in der Nähe von Kassel angenommen hatte und außerdem der Ansicht war, Kassel läge so schön zentral, da käme man überall hin. Was sie auch reichlich tun würde und er würde - so wie immer allein rumhängen. In Kassel. Vergeblich hatte er versucht, seine Mutter zu überzeugen gegebenenfalls allein in Berlin wohnen zu dürfen, schließlich war er schon 18, war mit diesem Ansinnen aber auf taube Ohren gestoßen. Tja und wer das geld hat, hat die Macht.
    
    Lange hatte er gebraucht, in Berlin Freunde zu finden. Hans (schon allein der Name war ein Verbrechen seiner Mutter) galt als Eigenbrötler, als introvertiert, als jemand der nicht wirklich anschlussfähig ist. Die meisten machten eher einen Bogen um ihn. Dabei sah gar nicht so schlecht aus. Halblange schwarze Haare, ungefähr 175 groß, relativ schlank (er hatte ja auch genug Zeit für alle Fitness der Welt), ansonsten eher ein Allerweltsgesicht - wie er fand, Noten eher im oberen Durchschnitt, nichts wirklich auffälliges eben.
    
    Da waren sie nun. Die Schule hatte schon vor 4 Wochen angefangen, morgen sollte es für ihn in der neuen Schule losgehen, ein Privatgymnasium - teuer und vermutlich ziemlich versnobt. Der Umzug selber verlief ...
    ... unproblematisch - klar Knete hatte seine Mutter genug - und jetzt hatte er seine eigene Etage in dieser Wohnung in direkter Nähe zum Kasseler ICE-Bahnhof. Sollte ja immer schön kurz der Weg sein. Etage traf es schon ganz richtig, eigenes Zimmer direkt angeschlossenes Bad, eine kleine Küche und ein Gästezimmer, wenn er mal Besuch bekäme. Meist hatte er aber auch den Rest der Wohnung für sich, denn seine Mutter sah er im Allgemeinen sehr früh am Morgen, wenn er da schon wach war oder mit Viel Glück am Wochenende, wenn sie nicht gerade mit irgendwelchen Freunden in der Weltgeschichte die Wochenenden verbrachte. Eigentlich konnte ihm das alles sehr recht sein. Sie lies ihn in Ruhe, er bekam was er wollte aber Kassel(!) war nun wirklich nicht sein Traum.
    
    However, morgen ging es in die neue Schule. Hoffentlich nicht nur Snobs, sondern echte Menschen - die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
    
    Der Start verlief gewohnt katastrophal. Die Klasse bestand aus 10 Schülern, alles Jungs - offensichtlich ein sehr konservatives Gymnasium. Vorgeführt vom Direktor sollte er sich kurz vorstellen, brachte aber nur "HalloichbinHansachtzehnkommeursprünglichausdresdenhabeaberdieletztenjahreinberlingelebt" heraus, der leicht sächsische Akzent war zwar kaum bemerkbar, wurde aber sofort mit abfälligem Grinsen bedacht wurde.
    
    "Soso ein Ossi hier im schönen Hessen auf unserem altehrwürdigen Gymnasium. Wird ja immer schöner." meldete sich spöttisch ein breitschultriger Schwarzkopf zu Wort.
    
    "Thomas, 20 ...
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