The Beautiful Black Bull 02
Datum: 17.09.2020,
Kategorien:
Verschiedene Rassen
... Blick entfloh wieder in unseren Garten und schien sich Lichtjahre weit zu entfernen. Sie atmete tief durch und nahm innerlich Anlauf. Dann begann sie zu rezitieren.
...
„Einst spürten wir das Leben,
es pochte, lechzte, stöhnte und spreizte unsere Venen.
Doch faulig Unrat Seele muss vergehn,
der Ostwind kommt und wird mich mit sich nehm."
„So traure nicht um mich,
denn ich bereue nichts!
Ich bereue nichts!
Der Unruhe hetzend Seelenlicht,
umtreibt ein Sehnen, fürcht es nicht!
Im Zeitenstrom zersprühte Gischt,
in Ewigkeit ein Licht das nie erlischt.
Der kurze Lebenshauch geronnen
so bleib ich hier nun stehn.
In lieblicher Erinnerung versonnen,
in welcher wir uns wieder sehn."
...
Eine beklommene Stille sackte nieder und für einen langen Moment sah ich meine Frau verblüfft an. Ich entdeckte eine Träne, die dabei war sich bauchig, über eins ihrer dunkel geschminkten Lieder zu wälzen.
„Was... war das?"
„Ein Abschiedsgeschenk!"
Schock erfasste mich. Ich taumelte kurz, doch dann begriff ich, dass dies kein Abschiedsgeschenk an mich war. Es waren Worte einer entfernten Vergangenheit. Aus einem Leben bevor es ein „uns" gab. Ein Kapitel das bereits geschlossen war. Es sei denn, die Fäden jener Zeit wurden weiter gesponnen, ohne dass ich davon etwas wusste. Ein Gedanke, der mir Angst bereitete.
„Erinnerst du dich an die Frau, die damals mit mir um den See spazierte, als wir uns kennenlernten?"
Aus meiner Erinnerung ...
... erhob sich jener Tag, an welchem wir uns zum ersten Mal begegneten. Neben Nicole stand jene junge Frau. Sie war ausgemergelt und hatte ein krankes, bleiches Gesicht. Sie verharrte mit einem schiefen Grinsen neben meiner zukünftigen Gattin, bevor ihre Miene zu einer seltsam friedvollen Ruhe zurückfand.
„Ich erinnere mich."
Nicoles Fingerspitzen schoben sich unter ihr Auge. Sie wischten über das feuchte Glitzern, welches ihre Wange hinab zu rinnen begann. Ich erhob mich, legte meine Hände tröstend auf ihre Schultern und streichelte sie.
„Sie war damals todkrank und hatte dieses Gedicht für mich verfasst, als Erinnerung ... und als ein Lebewohl."
„Ich habe nicht geahnt, dass ihr euch so nah standet."
„Ich weiß... ich habe dir diesen Teil meiner Vergangenheit verschwiegen."
„Warum?"
„Aus Liebe Frank... aus Liebe zu dir... und aus Feigheit!"
Auch Nicole rutschte nun von ihrem Hocker herunter. Sie schlang die Arme um meinen Hals und sah mich an. Ihr Gesicht war von Sorgenfalten durchzogen. Sie schluckte schwer und es schien als würde sie mit einer zentnerschweren Last ihrem Beichtvater gegenüber treten.
„Julia war in der Oberstufe meine beste Freundin. Wir haben alles zusammen gemacht und ließen uns für dasselbe Studium immatrikulieren. Wir zogen in eine WG, zusammen mit Christian, ihrem älteren Freund.... Was soll ich sagen Frank... eines Abends landeten wir zu dritt im Bett. Von da an hatten wir ein Dreiecksverhältnis und eine Weile war es richtig,... ...