1. Auch Dämonen lieben


    Datum: 28.09.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    ... über der Tür verriet den Neuankömmling in dem Geschäft. Jans Augen mussten sich erst an das schummrige Licht gewöhnen. Der Geruch uralter Bücher und Staub lag in der Luft. Der kleine Laden war vollgestellt mit Regalen. Schwere in Leder gebundene Bücher, die nicht mehr reinpassten, stapelten sich zuhauf in den Ecken. Imposante Ölgemälde in verblassten goldenen Rahmen zeugten von längst vergangenen Zeiten, in denen Bücher ein Symbol von Reichtum und die Fähigkeit diese zu lesen ein Symbol von Bildung und gesellschaftlichen Stand waren. In der hintersten Ecke standen zwei Ohrensessel und ein eleganter Couchtisch auf einem schweren, von Motten zerfressenen Teppich. Jan fiel direkt ein, wieso auch immer er das noch wusste, dass diese kleinen Tische damals auch als Tabernakeltisch bezeichnet worden sind. Er schmunzelte über dieses unnütze Wissen. Es gefiel ihm hier auf Anhieb.
    
    Ein leises Räuspern ließ Jan aufschrecken und herumwirbeln. Er muss so abgelenkt worden sein, dass er gar nicht mitbekommen hatte, dass er nicht allein in diesem Raum war und blickte, erschrocken zu einem älteren Herrn mit Schlohweißem Bart, der ihn aus freundlichen Augen heraus beobachtete.
    
    "Du musst Jan sein!", schlussfolgerte der Unbekannte. Seine Stimme war tief und melodisch.
    
    "Herr Schumann?", fragte Jan, wartete aber keine Antwort ab. Wer sollte es auch sonst sein?
    
    "Verzeihen Sie. Ich habe Sie gar nicht bemerkt. Ihr Laden ist...", Jan suchte nach den passenden Worten, ...
    ... "Beeindruckend."
    
    Sichtlich über das Kompliment erfreut winkte der alte Professor dankend ab.
    
    "Ich freue mich, dass er dir gefällt. Er ist mein ganzer Stolz und mein Lebenstraum. Aber bitte,", mit einer Geste wies er Jan in die Richtung der alten Sessel, "setz dich doch. Ich schließe nur kurz zu, dann können wir uns in Ruhe unterhalten."
    
    Während Jan auf dem weichen Polster platznahm, drehte der Ladenbesitzer das Schild an der Tür um und verschloss die Tür.
    
    "Möchtest du einen Tee? Ich habe just einen Earl Grey aufgebrüht!", fragte er über die Schulter hinweg. Dankbar und erfreut nahm Jan das Angebot an. War es doch eine seiner Lieblingssorten. Augenblicke später kam Herr Schumann mit einem Tablett aus einem Hinterzimmer und stellte es auf den kleinen Tisch ab. Er goss beiden eine Tasse ein, lehnte sich in seinem Sessel zurück, verschränkte die Finger und schaute ihn aus klugen Augen heraus an während Jan die Tasse ergriff und den köstlichen Duft der Bergamotte in sich aufnahm. Er nippte vorsichtig an dem heißen Getränk. Es schmeckte vorzüglich. Der alte Mann hatte den Tee meisterlich zubereitet. Aber irgendwie wunderte es Jan auch nicht. Es passte zu seinem ganzen Auftreten.
    
    "Du verstehst dich auf das Nicht-Aussprechen von Tatsachen. Das ist ungewöhnlich für dein Alter. Ich bin beeindruckt!"
    
    Jan lächelte leicht über das unerwartete Kompliment.
    
    "Die Menschen neigen dazu viel zu reden und wenig zu sagen.", erklärte er ruhig, "das mag ich nicht."
    
    Herr Schumann nickte zustimmend. ...
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