1. Ein Engel in der Dunkelheit


    Datum: 17.11.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... sechs Monate zu leben. Sie sagten, sie könnten es behandeln, aber es würde mir bestenfalls ein weiteres Jahr bringen. Selbst wenn es erfolgreich wäre, wäre ich von der Chemotherapie so schwach, dass ich nicht in der Lage wäre, noch irgendetwas zu tun. Also entschied ich mich für eine umfassende Schmerztherapie und beschloss zu leben, so lange ich noch Zeit dafür hatte. Erlebe alles, was du erleben kannst, verbreite so viel Freude wie du kannst."
    
    „Das erklärt alles", erkannte Konrad. „Warum du im Park keine Angst vor mir hattest, obwohl ich ein Messer in der Hand hatte. Warum hast du nicht gezögert, mich zu dir nach Hause einzuladen? Warum du keine Sorge hattest, schwanger zu werden."
    
    „Und warum wir nicht zusammen sein können, so sehr ich es auch möchte. Konrad, ich meinte das, was ich vorher gesagt habe. Wenn ich viel Zeit und vor allem Jahre mit einem Mann wie dir verbringen könnte, wäre ich glücklich und zufrieden. Du bist eine wundervolle Person und wirst eines Tages ein Mädchen unglaublich glücklich machen. Wer auch immer sie ist, wo immer sie auch sein mag... ich beneide sie."
    
    "Ich wünschte nur, du könntest es sein."
    
    „Ich weiß, Konrad, aber das hast du nicht verdient. Du hast es nicht verdient, dich Hals über Kopf in ein Mädchen zu verlieben, von dem du weißt, dass es in wenigen Monaten tot sein wird. In einem anderen Leben hätten wir vielleicht Seelenverwandte sein können. Aber Gott scheint andere Pläne mit uns zu haben."
    
    „ Gabi, wie kannst du nach all ...
    ... dem immer noch an Gott glauben? Du hast gesagt, dass er alles zum Guten bringt, aber was kann daraus Gutes werden?"
    
    Sie nahm ihren Mut zusammen und beschloss, ihm ihr dunkelstes Geheimnis zu erzählen, das nicht einmal ihre eigene Familie kannte. „Vor ungefähr einem Monat war ich an einem wirklich schlechten Ort. Ich glaubte immer noch an Gott, konnte aber nicht glauben, dass er mich solchen Schmerzen und Leiden aussetzen würde. Ich hatte Träume, Hoffnungen, Pläne... aber alles umsonst. Ich wurde depressiv. So schlimm, dass ich eines Nachts fast getan hätte... was du fast getan hast."
    
    "Den einfachen Ausweg nehmen?"
    
    "Genau. Ich hätte es fast getan, aber im letzten Moment beschloss ich, darüber noch einmal zu schlafen. Denn einfach ist dieser andere Ausweg beileibe nicht. In dieser Nacht hatte ich einen Traum. Jemand, ich weiß nicht wer, sprach mit mir. ´Dein Leben hat immer noch einen Sinn. Du erfüllst immer noch einen Zweck.´ Das war kein Zufall. Als ich aufwachte, versprach ich mir, diesen Sinn für mein Leben zu finden. Heute Abend habe ich vielleicht genau das getan."
    
    "Was meinst du damit?" fragte Konrad.
    
    „Konrad, wenn ich mich umgebracht hätte, wäre ich nicht nur für meinen eigenen Tod verantwortlich gewesen. Ich wäre auch für deinen verantwortlich gewesen. Ich wäre nicht da gewesen, um mit dir zu reden und dich davon zu überzeugen, dass es einen besseren Weg gibt."
    
    "Das ist eine Sichtweise, die ich verstehe", überlegte Konrad und dachte über ihre Erkenntnis ...
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