Die See-Bestattung
Datum: 24.11.2020,
Kategorien:
Verführung
See-Bestattung
Der Anruf von Frau Lindström kam, als ich gerade beim Rasieren war. Sie meldete sich mit einer wunderschönen tiefen Altstimme, die ich auf Anhieb mochte, tief, weich und voll. Sie berichtete ruhig und gefaßt, daß ihr Mann in der letzten Nacht gestorben sei und ob ich wegen der Bestattungs-Formalitäten heute noch vorbeikommen könne. "Mein herzliches Beileid gnädige Frau, ich komme selbstverständlich gern, paßt es Ihnen in einer Stunde?" "Gartenstraße 8." "OK, ich weiß, wo das ist, auf Wiederhören." Als sie mir öffnete, gefiel sie mir sofort. Sie hatte freundliche Augen und ein wunderschönes Gesicht mit weichen Zügen. Ihre langen Haare waren am Hinterkopf mit einem Kamm zu einem Dutt fixiert worden. Sie trug schon schwarze Kleidung und versuchte, trotz ihrer Trauer ein wenig zu lächeln. "Nett, daß sie so rasch kommen konnten." "Das ist mein Beruf, davon lebe ich." Im Wohnzimmer hatte sie schon die wichtigsten Papiere herausgesucht und auf den Tisch gelegt. "Der Hausarzt war heute früh schon im Krankenhaus und hat vorhin den Totenschein mitgebracht, mögen Sie einen Kaffee?" "Gern, mit Milch und Zucker, wenns geht." Als sie mit dem Kaffee wiederkam, erzählte sie mit ihrer faszinierenden dunklen Stimme, was vorgefallen war. "Vor 2 Jahre hatte mein Mann ein bösartiges Prostata- Karzinom. Nach der OP und der sechswöchigen REHA in der Lüneburger Heide war er leider nicht mehr der Mann, den ich einmal geliebt hatte. Es war nicht so sehr das Potenz-Problem, das war ...
... auch schon lange vorher kein Thema mehr für ihn gewesen." Hierbei errötete sie ein wenig, was ihr sehr gut stand. "Sein Hauptproblem war die Inkontinenz, er brauchte Windeln und traute sich nirgendwo mehr hin, weil er befürchtete, jeder könne es riechen. Darüber war er sehr verbittert und seine schlechte Stimmung ließ er natürlich bei mir aus, er war nur noch unzufrieden mit sich und seinem Leben. Es war wirklich keine leichte Zeit, das können Sie mir glauben. Allein die viele Wäsche. Für eine Pflegestufe reichte es natürlich nicht, so blieb alles an mir hängen. Freunde zogen sich zurück, wir gingen nirgends mehr hin, Urlaubsreisen waren völlig undenkbar. Autofahren mochte er auch nicht mehr, obwohl er früher mal viel und gern gefahren war. Immer die Angst, er könnte im Auto versehentlich auf die Ledersitze pinkeln. Der eigentliche Hammer aber kam, als er vor 3 Monaten einen sehr schweren Schlaganfall erlitten hatte. Ich war Einkaufen und fand ihn beim Nachhausekommen auf dem Boden liegend. Dort hatte er wohl über eine Stunde gelegen. Ich handelte sofort und rief 112 an. Der Oberarzt meinte dann im Krankenhaus, die halbseitige Lähmung könne man durch eine gute REHA vielleicht wieder in den Griff bekommen, die Schäden im Kopf und vor allem die Sprachstörungen hingegen wohl eher nicht, sowas würde, wenn überhaupt, sehr sehr lange dauern. Ich solle mir da nichts vormachen. Kürzlich war eine Gutachterin der Pflegekasse hier gewesen, der Pflegegrad sollte eigentlich jeden Tag in der ...