Lebensveränderungen
Datum: 07.04.2021,
Kategorien:
Verführung
... schwer von Haarbändern und Spangen bändigen ließ. Sie war eher rundlich und bekannt dafür, konstant auf irgendeiner Diät zu sein. Meistens war sie leger gekleidet, und das war heute nicht anders: Zerrissene Jeans, ein weißes Top und eine grobgestrickte rosa Jacke. Die breiten Oberschenkel sorgten zusammen mit der sehr beachtlichen Oberweite in Verbindung mit ihrer relativ schlanken Taille für die perfekte Eieruhrform ihres Körpers. Unter dem Oberteil musterte ich verstohlen ihren enormen Busen, der sich langsam hob und senkte. Die Schwerkraft hatte ihr noch nichts angetan, und oft genug ließ sie bei warmem Wetter den BH weg, was jedes Mal für große Augen auf den Bürofluren sorgte.
Und Rainer? Über ihn konnte man nicht viel sagen. Er war auch Single, aber für die Damenwelt wahrscheinlich ohnehin für immer gestorben. Selbst wenn ein weibliches Wesen jemals seine Zwei-Zimmer-Altbauhöhle betreten hätte: Spätestens bei der Samuraischwert-Sammlung im Flur oder den hunderten Rollenspielfiguren im Wohnzimmer hätte es wohl Reißaus genommen. Rainer schien nicht unglücklich zu sein. Er hatte sich wohl damit arrangiert, für immer der alleinstehende Nerd zu sein. Wir kamen nach den ziemlich überfüllten Bussen auf dem Hotelparkplatz an, und der ausgelassenen Stimmung und den glasigen Augen einiger unserer Kollege zu Folge war schon die eine oder andere Flasche auf dem Weg geleert worden. Dabei sollte hier ja nicht nur gefeiert werden: Der Freitagnachmittag galt immer den Präsentationen, ...
... bei denen der misstrauisch blickenden Chefetage das vergangene Jahr serviert wurde. Von uns hatte es diesmal auch jemanden erwischt, und zwar ausgerechnet Anke. Anke wurde schon nervös, wenn sie am Telefon jemand Fremdes anrufen musste, so schüchtern war sie. Vor knapp dreihundert Leuten zu reden musste für sie die reinste Höllenpein sein. Jetzt, kurz nach unserer Ankunft, schien sie die Aussicht auf den bevorstehenden Auftritt fast aus der Bahn zu werfen. Obgleich sehr warm, hatte sie ihr schwarzes Jackett angezogen und drückte es mit beiden Händen fest um ihren Leib. Sie zitterte sogar und war die Nervosität in Person. Wir versuchten sie aufzumuntern, aber so richtig wollte es keinem Gelingen. Ratlos sahen wir uns an.
Nachdem wir unser Gepäck auf die Zimmer gebracht hatten, trafen wir uns in der Lobby wieder. In zehn Minuten sollte es im großen Festsaal losgehen. Anke hielt ihren USB-Stick mit der Präsentation fest umklammert und sah nun noch elender aus als vorher. Sie tat mir unendlich leid, dabei wusste ich doch, was wir alles erreicht hatten, und wie wichtig wir für alle geworden waren. Wenn ich jetzt an diesen Moment zurückdenke, der so viel in meinem Leben verändert hat, kann ich immer noch nicht sagen, was genau mich damals geritten hat. Vielleicht trifft man manchmal instinktive Entscheidungen, spürt unterbewusst die Wünsche und Bedürfnisse des andern. Anke und ich hatten bis dahin nie mehr Körperkontakt gehabt als ihre Finger auf meiner Wange, dennoch beschloss ...