Der Verlag
Datum: 17.04.2021,
Kategorien:
CMNF
... hätten seinen Ausdruck sicher als arrogant bezeichnet.
„… im Keller. Wenn er einen auf: Isch-binne-eine-Italiano macht, dann wird es gefährlich für die Frauen, das ist seine Masche.“
Monika kam wieder zu sich. „Was? Wie bitte?“
„Ich sagte: Wenn er einen auf Latin Lover macht, Achtung! Gefahr für Leib und Seele schöner Frauen!“
Alles lachte, außer Luigi, der verzog noch immer keinen Gesichtsmuskel. Nur seine Augen schienen etwas schmaler geworden zu sein.
„So Schätzchen, ich hole deinen Kaffee und du stellst dich schon mal vor. Wir wollen doch wissen, mit wem wir es die nächste drei Wochen zu tun haben werden.“ Sie schob schwungvoll den Stuhl zurück und rollte durch die offene Tür in das Büro nebenan. Frau Schmidt war höchstens 1,55m groß aber fast genau so breit. Ihre runde Figur mit dem riesigen Vorbau erinnerte Monika an eine kleine Statue, die Archäologen vor Kurzem ausgegraben hatten, die Venus von Willendorf.
„Ähm, ich bin Monika, Monika Lawenski. In gehe in die zwölfte Klasse hier am Gymnasium gleich gegenüber und möchte hier bei Ihnen mein Praktikum machen.“
*
Zwei Tage war sie nun schon hier im Verlag unterwegs. Treppen rauf und runter, Post verteilen, Briefe eintüten und Marken drauf kleben. Herr Viole hatte ihr die Druckmaschine und auch die Heftpresse erklärt. Seine Hände schillerten jeden Tag, ja eigentlich schon zu jeder Stunde, in anderen Farbkombinationen. Monika langweilte sich, von der Technik verstand sie rein gar nichts. Da gab ihr ...
... die Sekretärin einen Stapel große Briefumschläge. „Die bringst du jetzt in den Keller zu Luigi.“
„In den Keller? Arbeitet Herr Fussi…?“
„Fuzzile!“, half die Sekretärin aus.
„Herr Fuzzile sitz im Keller?“, fragte Monika ungläubig.
„Ja, da hat er sein Reich, das Lektorat und das Archiv. Sein Raum hier oben wurde zu klein und da unten ist genügend Platz.“ Sie schob sich näher an Monikas Ohr. „Im Vertrauen, der Chef wollte ihn auch aus der Schusslinie haben, die Frauen hatten nur Augen für ihn und den Chef hat keine beachtet.“
Verständnislos stammelte Monika: „Ja, ja … ach so.“
„Nimm dich vor ihm in Acht. Auch wenn er fast dein Vater sein könnte, er wird dich umgarnen und einwickeln. Er wird es zumindest versuchen. Wie alt bist du?“
„Achtzehn, seit vier Wochen.“
„Oh jeh! Also Schätzchen, pass auf dich auf. Du entsprichst genau seinem Beuteschema. Tust du mir den Gefallen?“ Fröhlich zwinkerten ihr die vor Lebensfreude funkelnden graugrünen Augen zu.
Monika nickte stumm und machte sich auf den Weg in den Keller. Ohne zu Klopfen drückte sie mit dem Stapel Briefen die Klinke herunter und schob die Türe auf. Wie angewurzelt blieb sie mit offenem Mund stehen, die Briefe fielen ihr aus den Händen. Luigi sprang vom Schreibtisch zurück, stieß dabei seinen Bürostuhl um. Die Justiziarin raffte hektisch ihre offen stehende Bluse zusammen und hüpfte ungeschickt vom Schreibtisch herunter. Auf wackeligen Stöckelschuhen balancierend, versuchte sie mit einer Hand die ...