1. Nur die zweite Wahl


    Datum: 06.07.2021, Kategorien: Ehebruch

    ... Werte entscheidender dafür, ob zwei Menschen glücklich zusammen alt werden können, als nur der Sex allein?"
    
    Die beiden Eheleute schauen sich noch eine gefühlte Ewigkeit an, ohne ein Wort zu sagen. Es scheint, als ob jeder bei dem anderen in dessen Augen die Antworten auf die Fragen des eigenen Lebens suchen würde.
    
    Schließlich unterbricht Peter den Blickkontakt und wendet sich Andreas zu: "Ich möchte, dass du jetzt gehst. Du kannst vorm Haus ein Taxi rufen und auf Gabi warten. Sie wird sicherlich bald zu dir kommen."
    
    Und zu Gabi gewandt: "Du willst bestimmt noch sicherheitshalber ein paar Sachen für die Nacht und vielleicht auch für den morgigen Tag mitnehmen wollen."
    
    Gabi verneint dies. Sie würde doch nur ein paar Stunden reden. Warum sollte sie dann Kleidung für die Nacht benötigen?
    
    Andreas hat inzwischen das Haus verlassen und ein Taxi gerufen. Peter sieht, wie er vor dem Haus auf Gabi wartet. Als das Taxi kommt, ist Gabi auch abfahrbereit.
    
    Bevor sie das Haus verlässt, wiederholt Peter sein Angebot, dass auch sie im Kreise ihrer Familie willkommen ist, wenn sie morgen früh bis acht Uhr zurück sei. Er wiederholt aber auch seine Drohung, dass es für sie kein Zurück mehr geben wird, falls sie sich entschließen sollte, diese Frist verstreichen zu lassen.
    
    Gabi nickt nur traurig mit dem Kopf. Sie verabschiedet sich von ihrem Ehemann mit den Worten: "Es tut mir so unendlich leid, was ich dir angetan habe. Ich habe mich schon vor 18 Jahren für dich ...
    ... entschieden und daran wird sich auch nichts mehr ändern, es sei denn, du willst, nachdem was du heute Abend aus meinem Munde gehört hast, nichts mehr von mir wissen. Ich könnte das verstehen und wäre dir dafür auch nicht böse oder von dir enttäuscht. Enttäuscht bin ich allein von mir, dass ich der Versuchung, mit Andreas ins Bett zu gehen, erlegen war. Soll ich Andreas sagen, dass ich nicht mit ihm fahren werde?"
    
    Erwartungsvoll sieht sie ihn an. Peter überlegt ein paar Sekunden, die ihr wie eine Ewigkeit vorkommen, und sagt dann zu ihr: "Du hast dein Ehrenwort gegeben und ein Ehrenwort bricht man nicht. Wenn es dir mit uns ernst ist, dann werden wir uns ja in ein paar Stunden wiedersehen."
    
    Gabi nickt, dreht sich um und geht langsam zum Taxi, in dem Andreas schon auf sie wartet.
    
    Peter steht vor der Haustür und sieht seiner Frau hinterher. Er wartet, bis das Taxi außer Sichtweite ist und geht dann wieder ins Haus. Dabei ruft er sich in Gedanken zurück: Vergiss niemals. Sie wusste, was sie tat. Sie wusste, was sie dir damit antat. Sie wusste, dass sie dich damit verletzen würde. Sie hat es trotzdem getan, weil du ihr egal bist.
    
    Aber dann führt er den Gedanken weiter. Muss diese Konsequenz denn eigentlich immer eintreten? Oder ist nicht allzu oft die Handlung, das Tun aus der Situation heraus zu begründen und zu verstehen - und zu verzeihen?
    
    Als Peter ins Haus zurückgeht, warten seine Söhne schon auf ihn. Sie wollen alles Mögliche wissen, insbesondere wer dieser Andreas sei ...
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