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Die Frau mit dem roten Band
Datum: 17.01.2019, Kategorien: Betagt,
... nichts für mich. Ich konnte den Wahnsinn des Krieges nicht mehr ertragen. Eine tiefe Last drückt auf meinem Gewissen und ein Schatten voller Wut und Reue hatte sich seit langer Zeit in mir verbreitet, verursacht durch meine Taten im Dienst als Soldat. Ich spreche nicht darüber. Also nahm ich mein Gewehr und drehte eine kleine Runde. Durch die beleuchteten Gassen blies kühler Wind der mich auffrischte und gerade als ich um die nächste Häuserecke bog, trat eine Gestalt aus einer der bunt bemalten Türen. Sie hielt eine Laterne in der Hand und der Lichtschein erhellte ein rotes Band am Kopf. Die Frau blickte mich verstohlen an, senkte sofort ihren Blick und lief davon als ich sie aufforderte stehenzubleiben. Was für eine Schönheit. Stolpernd und wie in Trance folgte ich dem Schein der Laterne, über eine Brücke welche aus den Gassen führte, aus dem Stadtteil, bis zu einem kleinen Wäldchen. Ich rief noch einmal, dass sie sich zu erkennen geben sollte doch der Lichtschein verschwand in einem Schuppen. Verwundert und verblüfft stand ich da auf der Brücke als sich die Wolken vor den Mond schoben. Mit entschlossenem Schritt floh ich aus der Dunkelheit, auf den Schuppen zu durch dessen Ritzen im Holz nun warmes Licht drang. Angekommen horchte ich an der Schuppentür -- was würde mich wohl da drin erwarten? Ich malte mir alle möglichen Bilder und Befürchtungen aus. Was wenn dies ein Hinterhalt wäre? Was wenn ich gezwungen wäre Gewalt anzuwenden und sie dadurch verletzten ...
... würde? Doch ich war zu neugierig um nun kehrt zu machen. Was suchte sie um diese Zeit in diesem Schuppen ausserhalb der Stadt? Vorsichtig schob ich die Tür mit meinem Gewehr auf -- Vorsicht war geboten. Die Tür schwang lautlos auf und mir bot sich ein karger Anblick. Etwas Stroh auf dem Boden, Geräte an der Wand, einige Ställe. Geschmeidig schwenkte ich sondierend jedem Eck mit dem Lauf meiner Waffe ab, erblickte jedoch nichts. Als mein Lauf in die Höhe gleitete wurde ich jedoch stutzig. Da war Licht oberhalb der Leiter, auf dem Dachstock! Irgendetwas -- ich weiss nicht was -- liess mich völlig verzaubert von diesem Licht also senkte ich meine Waffe und lehnte sie gegen einen Balken. Hypnotisiert erklomm ich die Sprossen in voller Erwartung und blanker Angst die jedoch keine Kontrolle hatte. Irgendwas zog mich nach oben und als ich oben angekommen hinter einen Haufen Stroh blickte stockte mir der Atem. Ich sank auf die Knie bei diesem Anblick und Speichel sammelte sich in meinem Mund, sodass mir die Worte und Gedanken im Kopf nur so schwirrten und ich trotzdem alles vergass was ich je in meinem mickrigen Soldatenleben gesehen hatte. Vor mir im Stroh lag da eine fleischerne Perle. Ein Wesen welches nur von Gott selbst geschaffen sein konnte. Eine wilde Schönheit und lüsterne Sirene zugleich. Da lag die Magd mit dem roten Band im Haar. Sitzend, gegen die Strohwand lehnend. Gespreizte Beine. Mit gesenktem Kopf doch sie blickten ihre Augen unterwürfig nach oben. Ein ...