Vodoozauber
Datum: 29.10.2021,
Kategorien:
CMNF
... Wer weiß, wo die Kameras montiert sind. Im Schlafzimmer wollte das keine von uns haben. Und betrunken muss uns ohnehin keiner sehen. Ein paar Mal fragten wir nach, aber Vanessa war sich ihrer Sache sehr sicher und konnte es auch gut begründen. „Was schlägst du vor?“, fragte Claudia. „Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Die einfachste ist es, das Kabel vom Router abzutrennen. Dann kann er uns nicht mehr sehen. Aber, wenn ich ehrlich sein darf, ich möchte mehr, ich möchte auch Rache.“ Wir nickten alle: Rache! „Steffi, du hast doch seine E-Mail-Adresse?“ „Klar!“ „Dann schicken wir ihm eine E-Mail mit einem freundlichen Dankeschön und im Anhang ein paar hübsche Nacktbilder von uns. Das öffnet jeder Spanner. Man kann dann aber auch noch ein nettes kleines Geschenk zusätzlich in dem Anhang versenden.“ „Einen Virus?“, fragte Steffi. „Ja. Einen Anhang mit Nacktbildern machen viele auf, vor allem die, die gerne spannern und nichts von Computersicherheit verstehen.“ „Ich bin dabei. Das soll er haben! Voll auf die Zwölf! Wie bei Bud Spencer!“ Das Bild gefiel uns. Voll auf die Zwölf. „Mein Vorschlag ist es also, wir schicken ihm eine präparierte Mail. Dann bekommen wir eine Rückmeldung, wenn er sie geöffnet hat. Ich bin jetzt nicht die beste Hackerin, aber ich könnte sie so präparieren, dass sein Rechner ganz schön langsam wird. Und ziemlich oft wird er dann überhaupt nicht mehr hochfahren. Solche Standardviren gibt es zuhauf im Netz.“ Wir waren alle einverstanden, begeistert, ...
... enthusiastisch. „Dann klemmen wir den Router vom Netz ab, indem wir einfach das Verbindungskabel ziehen. Ich wähle mich mit meinem Rechner in sein WLAN ein, wir schauen uns die Kamerabilder an und finden dann auch die Kameras. Kein Problem, sie dann abzubauen. Zur Sicherheit sammeln wir auch die Repeater ein. Ich setze mich also mit meinem Laptop gemütlich in den Garten, ihr macht noch einmal einen Spaziergang und ich versuche mich in meiner bescheidenen Hackerkunst. Wenn ich es nicht hinbekomme, können wir immer noch das Kabel ziehen. Dann ist wenigstens Ruhe. Vielleicht sollten wir auch Strafantrag stellen.“ Das war der Plan. Acht Zustimmungen, keine Ablehnung. Wir aßen unser Eis auf und machten uns auf den Rückweg. Dort angekommen nahm sich Vanessa ihren Laptop und wir unsere Handtücher. Wir verschwanden Richtung Strand, sie in Richtung Terrasse. Nach nicht ganz zwei Stunden bekamen wir einen Anruf. Vanessa war erfolgreich gewesen. Als wir wieder bei ihr waren, hatte sie schon die Bestätigung, dass Steffis Onkel die Mail geöffnet und den Anhang angeklickt hatte. Offensichtlich saß der Mann ständig vor dem Rechner, denn nur siebzehn Sekunden nach Erhalt der E-Mail war die Bestätigung da, dass der Anhang geöffnet war. Er hatte Steffi erzählt, die Villa zur Verfügung stellen zu können, da er beruflich so sehr eingespannt sei. Dann aber zeigte sich der Abgrund, die gemeine Lüge: Er saß zuhause, lauerte vor dem Rechner und brauchte nur wenige Sekunden, um auf eine E-Mail zu reagieren. ...