1. Black Wedding - Kapitel 1


    Datum: 25.01.2019, Kategorien: CMNF

    ... glauben, dass der Traumprinz, der ihr dort gerade auf dem Bahnsteig nachwinkte, ihr gehören sollte.
    
    Doch Simon verlor keineswegs sein Interesse an Jo. Schon wenige Tage nach ihrer Rückkehr traf per Post ein Bahnticket für das kommende Wochenende ein. Jo war völlig außer sich. Auf der einen Seite hatte sie sich nichts sehnlicher gewünscht. Auf der anderen Seite hatte sie enorme Versagensängste. Sie würde bei Simon wohnen? Er würde sicher mit ihr schlafen wollen, das wollte sie ja auch. Aber so eine graue Maus wie sie, würde er sie nicht auslachen? Sie ging ihren Kleiderschrank nach akzeptablen Kleidungsstücken durch. Dann gab sie ein kleines Vermögen für Unterwäsche aus, ein paar kleine schwarze Slips und BHs. Das war noch relativ einfach, auch wenn ihr der Kauf etwas peinlich war. Aber was sollte sie darüber anziehen? Als sie am Freitagabend aus dem Zug stieg trug sie unter ihrem kurzen Wintermantel schwarze dicke Overknees, schließlich war es kalt draußen, einen dunkelgrauen recht kurzen Rock, und doch wieder ein enges Oberteil, ärmellos mit Rollkragen. Auch wenn Simon sie begeistert und liebevoll begrüßte, blieb ein Rest Unsicherheit.
    
    Simon war verblüffend rücksichtsvoll. Er erklärte, dass er Jo mit zu sich nach Hause nehmen wolle. Sie müsse aber nicht besorgt sein, er habe ihr ein Gästezimmer fertiggemacht. Außerdem wohne er nicht allein dort, Jo werde schon sehen. Er chauffierte sie in einem zweitürigen Jaguar. Auch wenn Jo von Autos nichts verstand war ihr klar, ...
    ... dass das kein Opel Corsa war. Simon winkte ab und meinte, die Kiste sei über dreißig Jahre alt und nichts wert. Er möge sie einfach. Dann führte er sie in sein Haus, denn offensichtlich gehörte die Sechzigerjahrevilla in der ruhigen Vorstadtstraße Simon. Auch jetzt spielte er das herunter, erklärte, den alten Klotz habe er von seinem Großvater geerbt. Eine Gründerzeitvilla sei es eben leider nicht. Dafür trotzdem viel zu groß. Deshalb habe er einige seiner Freunde eingeladen, mit bei ihm zu wohnen. So teile man sich auch die Betriebskosten.
    
    Gleich kam ihnen auch ein düster dreinblickender Kerl in langem schwarzem Mantel in der Tür entgegen. Simon stellte ihn Jo als Mark vor, auf dessen Gesicht jetzt doch der Anflug eines scheuen Lächelns erschien. Dann stahl er sich etwas linkisch davon. Simon lachte und erklärte Jo, Mark sei sagenhaft schüchtern und überhaupt wäre es ein Ereignis, wenn man ihm mal begegne, weil er häufig tagelang in seinem Zimmer an seiner Musik bastele. Die bekomme aber niemand zu hören. Er kenne zumindest keinen.
    
    Die große Küche im Erdgeschoss war nicht mehr neu aber in einem für eine WG akzeptablen Zustand. Der angrenzende Salon, der offensichtlich auch von allen genutzt wurde, war mit schon leicht verschlissenen, aber teuren Ledercouches möbliert. Der Kamin wurde erkennbar häufig genutzt. Die Dichte an Kerzen auf diversen meist silbernen Kerzenständern war enorm. Im Ersten Stock bewohnte Simon zwei Zimmer, eins mit Balkon zur Seite des romantisch ...
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