1. Sklavin meines Stiefonkels


    Datum: 05.12.2021, Kategorien: CMNF

    ... hatte. Tante Gesine rauschte wieder aus dem Zimmer und wenig später konnte ich hören, wie die Haustür ins Schloss fiel und sie den Motor ihres Autos startete. „Wie lang braucht das Essen noch?“, fragte ich Mum, denn ich hatte plötzlich so ein Ziehen im Magen. Ich redete mir ein, es wäre der Hunger, aber ich wusste, dass es das schlechte Gewissen war. „Eine halbe Stunde ungefähr“, sagte Mum. Ich nickte und machte mich wieder auf den Weg hoch in mein Zimmer. Im zweiten Stock begegnete ich Tom. „Wir sind ganz schlechte Menschen, Tom. Wir kommen sicher in die Hölle…“, sagte ich tonlos. „Jetzt sei doch nicht so dramatisch! Ist doch alles halb so schlimm… Es kümmert Gesine doch sowieso nicht.“ „Ja, weil sie es nicht weiß!“, bemerkte ich spitz. Tom grinste wieder. Er beugte sich nach vorne und küsste mich ausgiebig. Während ich mein schlechtes Gewissen die ganze Zeit ein wenig verdrängen konnte, während ich die Treppen hochlief, setzte es nun wieder ein. „Besser?“, grinste Tom. „Nein, im Gegenteil“, grummelte ich, entriss mich seinem Griff und lief die Treppe hoch. Ich spürte seine Blicke in meinem Rücken, aber es war mir egal. Als ich in meinem Zimmer angekommen war, griff ich sofort zum Telefon und rief meine beste Freundin Babs an. Sie war nicht nur meine aller beste Freundin, sondern auch meine Seelenklempnerin. Ich sagte „Hallo“. Sie erkannte ja an meiner Stimme, dass ich es war, deswegen sagte ich nicht noch „Hier ist Fabi“. Wir quatschten eine Weile über alles Mögliche, aber ...
    ... irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. „Ich habe mit meinem Stiefonkel geschlafen. Und ich hab ein riesengroßes schlechtes Gewissen und ich weiß einfach nicht mehr weiter, und wegen Valentin und vor allem Tante Gesine…“ Plötzlich rannen mir Tränen über die Wange, aber ich schluchzte nicht. Man hörte nicht, dass ich weinte. Man konnte es wenn nur sehen, aber Babs konnte schließlich nicht durchs Telefon gucken. Babs versuchte, mich zu beruhigen und sagte komischerweise dasselbe wie Tom. „Valentin hat mich nicht verdient. Und Tante Gesine hat Tom nicht verdient…“, jammerte ich. „Tom und ich sind so schreckliche Menschen…“ Babs sagte, dass ich mich beruhigen soll. Ich sollte noch heute zu Valentin gehen und mit ihm reden. Sie sagte, ich könnte mir aussuchen, ob ich es ihm erzähle oder nicht, aber auf jeden Fall würde ich mit ihm reden müssen – das war auch wichtig zur Erleichterung des Gewissens. Ich sagte „Danke“ und legte ein wenig verloren auf. Dann warf ich einen Blick auf die Uhr. Es war viertel vor Eins. Das Hähnchen musste jetzt etwa fertig sein. Ich lief schweren Herzens die Treppen herunter, und begegnete Tom erneut im zweiten Stock. Aber ich warf ihm nur einen flüchtigen Blick zu und beeilte mich dann, in die Küche zu kommen. Mum hatte den Tisch gedeckt und sich ihren Mantel angezogen. „Ich dachte, du musst erst um zwei weg?“, fragte ich. „Ja, der Flug geht um zwei. Aber ich muss mich vorher noch mit meinem Chef besprechen und bis wir beim Flughafen sind dauert es ja ...
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