1. Alte Heimat!


    Datum: 21.12.2021, Kategorien: Romantisch

    "Wir müssen mal reden", sagte Jana. Mich traf dieser Satz völlig unvorbereitet. Ich hatte zuletzt nichts bemerkt, was Redebedarf erfordert hätte. Außerdem störte mich der Zusatz 'mal'. Der sollte etwas abschwächen. Also reimte ich mir zusammen, dass etwas unangenehmes bevorstand. "Ja?", sagte ich, und setzte mich hin. Gerade war ich von der Arbeit gekommen und Jana saß schon da. Am Esstisch im Wohnzimmer. Sie musste auf mich gewartet haben. "Das lief jetzt in letzter Zeit nicht mehr so gut mit uns", sagte Jana, und schaute mich mit ihren großen, braunen Augen an, als würde sie das selber glauben. "Was meinst du?", fragte ich. Es klang recht aggressiv. Es war mir klar, dass Jana irgendwas in der Hinterhand hatte, was sie gleich ausspielen würde. "Es hat nicht mehr geprickelt"! "Ja, was hast du denn erwartet? Konfetti ohne Ende? Mensch, wir arbeiten doch beide. Trotzdem habe ich dich nie aus dem Haus gelassen ohne zu sagen 'ich liebe dich'. Und das meinte ich auch so"!
    
    Sie seufzte. "Ich weiß. Aber es ... es .... ich habe mich verliebt"! Jetzt war es raus! "Ich habe mich in einen anderen Mann verliebt"! "WAAAAAS? Sag mal spinnst du? Hast du mit dem gefickt"? Ich wurde laut. Ziemlich laut sogar. Mein Herz pocherte wie wild und ich fühlte mich gedemütigt. Jana nickte. "Es tut mir ja auch leid"! "Leid tun, leid tun ... sag mal, hast du bei der ganzen Sache auch mal an mich gedacht"? "Natürlich, aber .. aber .. es ist einfach passiert"! "So ein Schwachsinn!!! So etwas passiert ...
    ... nicht 'einfach so'! Das steuert man aktiv an oder unternimmt genauso aktiv nichts dagegen"! In mir staute sich immer mehr Wut an. "Und nun? Was wird jetzt mit mir"???? "Ich weiß nicht. Auf Dauer kannst du jedenfalls hier nicht mehr wohnen bleiben. Du musst dir was eigenes suchen". Auch das noch! Aber hier würde ich sowieso nicht wohnen bleiben wollen. "Vielleicht können wir ja trotzdem noch Freunde bleiben ... irgendwie..."? "Freunde bleiben"?
    
    Mir kamen langsam die Tränen, und ihr auch. "Dein Ernst, ja"? Sie tat nichts. Ich tat so, als überlegte ich. "Also ich bin jetzt mal alle meine und unsere Freunde durchgegangen. Bis auf meinen Bruder, dem ich auch schon gehörig die Meinung gegeigt hatte, ist mir keiner eingefallen, der seinen Partner oder Partnerin betrogen hätte. Und so jemand werde ich auch weiterhin nicht zu meinem Freundeskreis zählen"! "Betrogen ist jetzt aber das falsche Wort"! "Was dann? Möglichkeitenhopping, oder was? Willst du mich jetzt noch verhöhnen? Oder vernichten"? Ich schlug mit der Hand auf den Tisch. Ich war wirklich furchtbar wütend. Ich ging in die Küche und holte ein Messer. Das große, scharfe. Sie riss vor Angst ihre Augen weit auf. "Bitte nicht", sagte sie. Ich setzte mich aber wieder an den Tisch und schob ihr das Messer zu. "Hier. Wenn du mich vernichten willst, dann stich zu. Stich mich ab"! "Du weißt genau, dass ich das nicht will. Und ich mache es nicht". "Na gut. Soll ich es selbst machen"? Ich nahm das Messer und hielt es auf meinen Bauch. ...
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