Alte Heimat!
Datum: 21.12.2021,
Kategorien:
Romantisch
... "Na, kannst du Blut sehen"? Wieder riss sie angsterfüllt ihre Augen auf. "Bitte, mach es nicht"! "Ha! Ich schlachte mich doch nicht ab für eine Betrügerin", sagte ich. Mit voller Wucht schleuderte ich das Messer irgendwohin. Die Klinge barst, sauste mit einem schwirrenden Geräusch durch die Luft, und blieb im Wasserhyazinthen-Flechtkorb stecken, der Griff tänzelte zur gegenüberliegenden Ecke des Zimmers und blieb dann da liegen. Eine ohrenbetäubende Stille erfüllte das Zimmer, als er zur Ruhe kam. Es ging nicht anders, ich musste hier weg. Ich zog mich an und ging aus der Wohnung. Sehr geräuschvoll schlug ich die Zimmertür zu. Jana machte keine Versuche, mich aufzuhalten.
Ich irrte durch die Straßen, ohne Ziel. Sah Menschen, aber ich nahm sie nicht wahr. Plötzlich eine Stimme. "Jens? Jens"? Ich drehte mich um. Ich war schon vorbeigegangen. Claudia. Sie stand vor ihrem Hauseingang. Claudia war eine Freundin von Jana. Die wollte ich nun gerade nicht sprechen. Eigentlich niemanden. "Jens, was ist denn los mit dir? Du bist ja völlig aus dem Häuschen"? Mit einem mal brach es aus mir hervor. "Ohhje", sagte sie. "Jana"? Ich konnte nur noch nicken. "Komm mit rein" sagte sie, und schob mich in den Hauseingang rein. Wir gingen in ihre Wohnung und sie führte mich zu ihrer Couch. "Komm, setz dich erst mal. Ich hole mal was zu trinken". Sie kam mit zwei gefüllten Schnapsgläsern wieder, die sie hinstellte. Sehen konnte ich diese kaum wegen der Überschwemmung in meinen Augen. Sie ...
... reichte mir eines und stieß an. Ich schüttete es in mich rein. Claudia legte ihren Kopf an meine Schulter und ließ mich erst mal weinen, sagte nichts. Nach einer Weile legte sie aber ihren Kopf auf meinen Schoß und nahm meine Hand. "So, jetzt musst du aber langsam aufhören, sonst ertrinke ich", sagte sie. Unwillkürlich musste ich lachen und tatsächlich führte es dazu, dass mein Tränenstrom langsam versiegte.
Claudia richtete sich wieder auf und wischte mir mit einem Taschentuch die restlichen Tränen weg. "Lass mich raten, sie hat einen anderen"? Ich nickte. "Wusstest du es?", fragte ich, immer noch mit tränenerstickter Stimme. "Nein. Aber ich hatte geahnt, dass es mal so kommen könnte. Jana legt großen Wert darauf bewundert zu werden, und das zieht natürlich die Männer an. Dann braucht Frau nur noch zugreifen. Gab es Probleme vorher"? "Nein. Das ist es ja. Nichts! Viel Alltag zwar, aber auch viele Unternehmungen. Streit hatten wir auch nicht. Bis auf heute". "Ich kann mir gut vorstellen, wie du dich jetzt fühlst. Ich hatte so was auch schon mal. Lange her". "Was kann man denn tun, dass es nicht mehr so weh tut"? "Eigentlich nichts. Bis auf ... aber das willst du bestimmt nicht"! "Was wäre das denn"? "Sex. Du musst wilden, ungehemmten Sex haben"! "Ich gehe aber nicht zu Prostituierten"! "Sehr löblich. So eine meinte ich auch nicht, Sondern eine richtige Frau"! "Kenne doch keine außer Jana"! "Achneee. Und mit wem redest du gerade"?
"Claudia! Du bist doch aber Janas Freundin"! ...