1. Der Lederschneider


    Datum: 09.01.2022, Kategorien: Schwule

    Auf dem Rückweg vom Biergarten hatte ich dieses Mal ein Abkürzung genommen und war durch eine kleine Gasse in der Altstadt von Bad Cannstatt gelaufen. Dabei hatte ich in einer verlassenen Ecke einen Schneiderladen entdeckt, der laut den Angaben am Schaufenster auch Leder Arbeiten annahm. Gut zu wissen dachte ich, ich hatte schon lange nach einem Schneider gesucht, der auch Leder nähen konnte und hier in Bad Cannstatt war das optimal. Da konnte ich vor oder nach der Arbeit oder sogar in der Mittagspause mal vorbei gehen.
    
    Es war ein super schöner Maitag und es sollte noch wärmer werden. Ich beschloss mit dem Bike ins Büro zu fahren und trug meine braune Schnürlederhose, meine Lieblingshose. Sie saß wie angegossen und ich fühlte mich darin verdammt sexy. Sie saß eigentlich nicht nur wie angegossen, sondern wirklich hauteng als wäre sie mir auf die Haut geschneidert worden. Ich hatte die letzte Zeit ein wenig über die Stränge geschlagen und etwas an Gewicht zugelegt. Es kam so wie es kommen musste, als ich in der Tiefgarage vom Bike stieg, krachte mir die Naht an der Innenseite des rechten Oberschenkels. Mist, hoffentlich reißt die nicht noch weiter auf. Den ganzen Vormittag setzte ich mich immer wieder vorsichtig und mit Bedacht hin.
    
    In der Mittagspause wollte ich nun zum Schneider. Ich hatte schon einige Zeit eine kaputte dicke Motorradlederhose in der Schreibtischschublade liegen, die ich gleich mitnahm. Ich betrat den Laden und nahm sofort den Ledergeruch wahr. Die ...
    ... Einrichtung war sicherlich seit 50 Jahren nicht mehr erneuert worden. Die Inneneinrichtung bestand überwiegend aus schwerem dunklem Holz. Der Laden hatte Charme, auf jeden Fall. Hier fühlte man sich in die gute alte Zeit zurückversetzt. In meine Jugend in Duisburg. Der Vater einer Schulkollegin war Schuster und hatte eine ähnliche uralte verratzte Werkstatt wie diese. Staubig und dreckig, aber ehrlich.
    
    Herr Scherfeld war ein echter Schuster, eben einer von der alten Garde, der kriegte alle meine Biker- und Cowboyboots wieder hin. Wenn ich wieder ein paar Stiefel vorbei brachte, meckerte er jedes Mal, dass die total Scheiße hergestellt wären und dass man die nicht mehr richten könne, wenn er dann aber meinen enttäuschten Blick sah, lenkte er ein und meinte jedes Mal, dass er es ja wenigstens mal probieren könne, nahm meine Stiefel und warf sie auf einen Haufen mit anderen Schuhen, gab mir meinen Abholschein und wenn ich dann am nächsten oder übernächsten Tag sie wieder abholen ging, standen sie frisch poliert im Abholregal.
    
    Er hatte sie jedes Mal wieder hinbekommen und mit einem Augenzwinkern berechnete er mir gefühlt immer nur einen Bruchteil von dem was er anderen Kunden abnahm. Aber ich war ein treuer Kunde und kam meistens 1-2 im Monat vorbei, so dass es sich wohl auch für ihn rechnete. Bevor ich jedoch aus Duisburg wegzog, verstarb er leider viel zu früh und ich musste von nun an mit Ketten wie Mister Minit oder so vorlieb nehmen.
    
    "Was kann ich für Sie tun?"
    
    Eine ...
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