1. Die Anstellungsprüfung


    Datum: 17.02.2022, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus

    Georg öffnete vorsichtig den schweren Vorhang einen Spalt, durch den ihm sofort ein Schwall heißer, feuchter Luft entgegenschlug. Die Frau, die ein nur ein paar Meter entfernt von ihm stand und ihm halb den Rücken zukehrte, war so gut wie nackt. Sie hatte ein weißes Tuch um ihren Kopf geschlungen, das jedoch ihre dunklen feuchten Haare nur schwer bändigen konnte. Ihre Kopfbedeckung leuchtete im schummrigen Licht des Raumes, das durch einige winzige Oberlichter in der hohen Decke hineinfiel. Der Umriss ihres Körpers wurde von dem dünnen karminroten Baumwolltuch, das sie um sich gewickelt hatte, eher betont als verhüllt. Es war oberhalb ihrer großen Brüste geschlungen, die dadurch zusammengedrückt wurden aber noch leicht hin und her pendelten, wenn sie sich bewegte. Sie hatte ihren nackten Fuß auf ein Art Steinbank in der Mitte des Raumes gestellt und beugte sich hinunter, wobei sich ihr runder Hintern deutlich unter der behelfsmäßigen Bekleidung abzeichnete. Zuerst konnte Georg den Gegenstand, mit dem sie hantierte, nicht erkennen. Dann verstand er, dass es ein Rasiermesser war, mit dem sie sich den Schaum von der Wade strich.
    
    "Jetzt muss ich alles noch mal machen. Sie haben die Hälfte vergessen und ich muss Ihnen nacharbeiten", beschwerte sich die Unbekannte ohne aufzuschauen und fuhr fort:
    
    "Gleich fahren Sie zur Poststation, Maria, und schauen nach, ob der Bewerber gut angekommen ist. Ich kann nur hoffen, dass sich dieser geschickter anstellt als der letzte. Die ...
    ... Gräfin wird schon ungeduldig, die Stelle endlich zu besetzten. Dieses Mal besteht sie sogar darauf, unseren Kandidaten persönlich in Augenschein zu nehmen. Aber eines sage ich Ihnen: Ich weigere mich, jemanden einzustellen, der die nötige Eignung vermissen lässt", vollendete sie ihre Ansprache an die zweite Person, die Georg nicht sehen konnte.
    
    Georg fühlte sich ertappt, obwohl er sicher war, dass die Frau ihn nicht gesehen hatte. Da sie offenbar nicht allein war, trat er schnell den Rückzug an. Er verließ das Badehaus auf demselben Weg wie er hereingekommen war. Vorbei an dem gemütlichen Zimmer mit den Sofas und den dicken Teppichen, die man durch eine halb geöffnete Tür sehen konnte. Hinaus zur Hintertür, wo er sich unauffällig wieder zum Fuhrmann stellte, der zusah, wie die Arbeiter seine Ladung Brennholz an der Wand des Badehauses aufschichteten. Georgs Herzschlag beruhigte sich und der Schweiß auf seiner Stirn begann, an der noch warmen Herbstsonne des späten Nachmittags zu trocknen.
    
    Der Fuhrmann hatte ihn ein Stück des Wegs mitgenommen, als Georgs Postkutsche unweit des Städtchens gestoppt worden war. Alle Räder standen still, weil die Arbeiter, die den neuen Bahndamm anlegten, aus Protest die Strecke blockierten. Sie hatten wohl ihren Lohn nicht oder nur unvollständig erhalten. Georg hatte keine Lust gehabt, sich an dem Disput zu beteiligen. Er hatte sich sein Bündel geschnappt und sich zu Fuß auf den Weg in die Stadt gemacht. Dass das Fuhrwerk von der Chaussee ...
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