Die Anstellungsprüfung
Datum: 17.02.2022,
Kategorien:
Voyeurismus / Exhibitionismus
... abgebogen war, um beim Schloss seine Ladung abzuliefern, war eine willkommene Abwechslung gewesen. Seine Neugier, das Badehaus auszukundschaften, war mit dem Bild der unbekannten Frau belohnt worden, das ihm immer noch vor Augen stand.
"Und was treibt Euch in die Gegend", verscheuchte der Fuhrmann die letzten Dampfschwaden aus Georgs Kopf.
"Bin nur auf der Durchreise. Unterwegs zum Onkel", erwiderte Georg. Sein Tonfall war düster, worauf sich sein Gesprächspartner erkundigte, ob es einen Trauerfall in der Familie gegeben hätte.
"Nein, nein, keine Sorge. Alle sind wohlauf. Werde nur für den Rest meines Lebens im Kontor des Onkels verschimmeln müssen", stellte Georg resigniert klar.
Der Fuhrmann lachte hämisch und erwiderte: "Könnte schlimmer kommen. Aber passt auf, dass Ihr nicht obendrein eure fette Cousine ins Ehebett gelegt bekommt. Ich zeige Euch nachher, wo es hier die schönsten Mädchen gibt, wenn Ihr noch ein Weilchen bleibt."
Das musste Georg in der Tat, denn heute war kein Weiterkommen mehr. Der Fuhrmann setzte ihn am Südtor ab, wo neben der Poststation auch ein großer Gasthof gelegen war. Nach ihrem unfreiwilligen Aufenthalt an der Baustelle war die Postkutsche ebenfalls eingetroffen.
Georg betrat den Schankraum des Gasthofes, als schon der Wirt, ein untersetzter kräftiger Mann mit wachen Augen hinter dem Tresen hervorkam.
"Sie müssen der Herr Studiosus sein. Na, da wird jemand erleichtert sein, dass Sie doch noch auftauchen. Erst die Verspätung ...
... und dann waren Sie nicht dabei."
Georg schaute irritiert. Woher wusste der Mann, dass er kommen würde? Hatte sein Onkel ihn etwa angekündigt? Aber dem hatte er in seinem letzten Brief seine Reiseroute eher vage beschrieben, um noch einige Verbindungsfreunde abklappern zu können, bevor die Zeit der Freiheit vorbei war.
"Wer erwartet mich denn so dringend?", fragte er deshalb grade heraus.
"Na, das Fräulein Robiensohn von den höheren Töchtern", klärte ihn der Wirt auf und wies auf den Durchgang zum Hof.
Dort stand neben einer kleinen zweirädrigen Kutsche eine schlanke junge Frau und redete mit ihrem Pony. Sie trug ein einfaches, vorne geknöpftes schwarzes Kleid. Unter der schwarzen Haube schauten ihre rotblonden Haare hervor. Georg hatte sie noch nie gesehen. Als er heraustrat, unterbrach sie ihr Gespräch mit dem Pony und sah ihn strahlend an.
"Gott sei Dank, mein Herr, Sie sind doch noch angekommen. Ich schon Angst, dass etwas passiert ist, als ich Sie nicht in der Postkutsche gefunden habe. Mein Name ist Mary Robinson, Lehrerin an der Schule für Höhere Töchter. Meine Herrin, die gnädige Frau Direktorin von Otten, schickt mich, um zu sehen, ob Sie gut untergebracht sind. Morgen wird sie Sie empfangen. Dann können sie gemeinsam den Dienstantritt näher besprechen. Dabei will sie auch noch einmal Ihre Befähigung prüfen. Heute Abend besuchen wir die Gräfin, der Stifterin der Schule. Vielleicht wollen Sie sich erst etwas ausruhen und frisch ankleiden, dann werde ich ...