Weeslower Chroniken I - 1997 - Nadine - Kapitel 6 - Im Strandbad am Weeslower See
Datum: 24.02.2022,
Kategorien:
Schamsituation
... fragen darf? Dass wir miteinander schlafen? Oder dass wir für ein paar Wochen sowas wie ein Paar sind? Oder was?“
„Was denkst Du?“
Sie ließ ihn los und trat einen Schritt zurück. „Schieb die Verantwortung jetzt nicht auf mich! – Im Übrigen: Vorhin, als wir aus dem Rathaus kamen, habe ich kurz überlegt abzureisen.“
„Dann ernsthaft und ehrlich: Tu es nicht! Bleib!“ Und als er spürte, dass das allein nicht reichte, meinte er: „Tage, Wochen, Monate, sorry, Nadine, das kann ich nicht sagen. Noch nicht. Ich kann nur sagen, dass es wunderbar ist, mit Dir zusammen zu sein. Dass ich plötzlich ein ganz anderes Gefühl habe in diesem Haus, seit Du darin wohnst, seit ich Dich darin weiß. Als würdest Du da wie selbstverständlich hingehören. Und nach Weeslow.“ Er stockte kurz, schob dann nach: „Und zu mir.“
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Okay, das reicht. Ich bleibe.“ Sie trat wieder auf ihn zu und küsste ihn. „Ich weiß ja, Du bist noch in Deiner ´Findungsphase´. – Was ist das?“
„Das sind die Anlagen vom alten Kieswerk. Da gehen wir ein anders Mal hin. Schauen wir uns lieber das Südufer an. Ich finde, das ist mit eine der schönsten Badestellen, die ich überhaupt kenne.“
Er hatte nicht zu viel versprochen. Kleine Liegewiesen wechselten ab mit Baumreihen, kleine sandige Badestellen mit größeren Zugängen, Fußpfade führten kreuz und quer durch das Gelände. Eine kleine Holzbrücke führte über das Flüsschen Peese, an dessen Ufern jeweils zwei Wege in die Heide und nach ...
... Alt Weeslow führten. Überall lagen Nackte, noch nicht in Massen, aber es hatte sich im Bad deutlich gefüllt. Und überall liefen Nackte, spielten Ball, Bodenschach oder Tischtennis, rannten und riefen Kinder. Eine wahre Idylle, fand Nadine.
„Wenn ich mich so umschaue“, meinte das Mädchen, „dann sehe ich doch überraschend viele, die so wie wir beide untenherum blank sind, vor allem aber die Frauen. Sabine und Mel hatten recht.“
„Stimmt. Sagte ich ja. Das war mir schon bei meinem ersten Besuch hier aufgefallen, vor fünf Jahren. Und Sabine und Mel gehörten schon damals dazu. Das ist hier schon früh Mode geworden, schon drüben im alten Freibad. Und wie immer: Wenn erst mal ein paar damit anfangen – einschließlich der Bürgermeister-Frau – na ja, seiner Ex - , und der Frau von der Zeitung, also Sabine, dann wird das ganz schnell ganz normal. Hier in Weeslow siehst Du kaum noch Schamhaare am FKK…“
„Deine Schüler schauten eben aber sehr interessiert.“
„Ja, die sind ja auch immer nur an der
Topless Beach
. Und ich sag Dir, geh an die Ostsee, und Du siehst vielleicht zwanzig Prozent so, in Berlin vielleicht dreißig. Bei uns achtzig oder neunzig.“
„Ich find´s schön.“
„In Weeslow macht gerade das zweite Waxing-Studio auf. Und in Bad Sorow gibt es eins und in Festenwalde drei oder vier. In ganz Berlin gibt es nicht mal zehn! Ich weiß das zufällig, weil ich die Besitzerin hier gut kenne. Das sagt wohl einiges.
Wir
machen die Mode!“
„Das Studio musst Du mir ...