Lauras Tagebuch - Teil 6
Datum: 23.03.2022,
Kategorien:
CMNF
... trockneten wir uns ab, zogen uns an und machten uns auf den Heimweg.
Tim und Hendrik erzählten Claudia sofort, wie perfekt ich sie verwöhnt hätte. In allen Einzelheiten schilderten sie, was ich alles mit meiner Zunge und meinen Händen angestellt hatte. Nur ich saß schweigend da und beteiligte mich nicht an dem lebhaften Gespräch. Irgendwann fiel das Claudia auf, und sie fragte mich, was denn los wäre. Da konnte ich dann nicht mehr länger an mich halten und erzählte ihnen von Reineckes Erscheinen.
Als ich geendet hatte, herrschte zunächst betretenes Schweigen. Alle dachten wir daran, mit was für Konsequenzen wir wohl zu rechnen hatten. Bis irgendwann Hendriks unzerbrechlicher Optimismus sich Oberhand verschaffte. Wenn man es sich mal ganz nüchtern überlege, würde uns wohl nichts passieren. Schließlich wären wir alle volljährig und mit wie vielen Personen ein Erwachsener gleichzeitig Sex hat, sei unsere ureigenste Privatangelegenheit. Darüber hinaus waren keine Unterstufler anwesend, so dass es wohl, wenn es überhaupt Sanktionen geben würde, diese aller Voraussicht nach, auf ein paar zusätzliche Sozialstunden im Elisenstift hinaus laufen würden. Tim und Claudia stimmten ihm zu, nur ich bin nach wie vor skeptisch.
Und dann ist übermorgen schon das Gespräch mit Reinecke. Wie ich da halbwegs lebend herauskommen soll, ist mir momentan schlichtweg ein Rätsel.
Donnerstag, 27. Januar 2011
Erstens kommt es anders und zweitens, als man denkt. Vom Unterricht heute ...
... Vormittag habe ich so gut wie gar nichts mitbekommen, denn ich musste ständig an das bevorstehende Gespräch mit Reinecke denken. Tausende Erklärungen und Entschuldigungen, eine abstruser als die andere, schwirrten mir im Kopf herum, bis ich zum Schluss keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte und ich mich resigniert in mein Schicksal ergab. Wenn mich Hartenholm wegen unsittlichen Verhaltens herauswerfen sollte, ich war mir unsicher, ob es solch eine Vorschrift in der Internatsordnung gab, dann musste ich eben vor meinen Eltern zu Kreuze kriechen und reinen Tisch machen.
In dieser mentalen Verfassung klopfte ich pünktlich um 14:00 Uhr an Herrn Reineckes Bürotür. Er bat mich hinein und ich setzte mich auf den Sessel, den er mir anbot. Anders als ich es erwartet hatte, brachte er die bewusste Angelegenheit nicht zur Sprache. Stattdessen lobte er ein paar Referate, die ich geschrieben hatte und frage mich nach meinen Plänen nach dem Abitur. Ich spürte eine wachsende Erleichterung. Er wird die Sache mit der Dusche einfach schweigend übergehen und so tun, als hätte unser Blickkontakt nicht stattgefunden. Dieses Gefühl der Erleichterung war so überwältigend, dass ich ihm am liebsten um den Hals gefallen wäre. Natürlich beherrschte ich mich und erzählte ihm, dass ich vorhabe Literaturwissenschaften zu studieren, um später einmal als Lektorin in einem großen Verlag zu arbeiten. Wir kamen ins Plaudern und er erzählte ein paar Anekdoten von der Schule in Washington D. C., an der er zuletzt ...