Nach der Seenotrettung
Datum: 08.06.2022,
Kategorien:
CMNF
... deshalb, weil der tatsächliche Ort wenig Himmlisches an sich hatte – es war die Badestelle an einem Kanal, ihr Bewunderer ging am Ufer mit seinem Hund spazieren, Verena und sie vergnügten sich nackt im Gras.
Aber hier mussten die Bikinis ja um Himmels Willen dranbleiben. Beide Teile, nicht mal oben ohne war erlaubt, und eine Zuwiderhandlung hätte die Urlaubskasse rasch geleert. Wenn sie das vorher gewusst, das heißt, wenn sie sich vorher richtig informiert hätten, wären Verena und Victoria natürlich woanders hingeflogen. Aber wer zu spät kommt, den bestraft nun mal das Leben. Und ihre Strafe bestand jetzt eben darin, ihren Urlaub auf einer paradiesischen Insel inmitten des Indischen Ozeans zu verbringen und immer schön darauf zu achten, dass der Bikini ja auch richtig sitzt, um niemanden zu kränken und nicht schlagartig um einige hundert Euro ärmer zu sein. Während Victoria sich eben mit dem Unabänderlichen arrangiert und am ersten Tag nach ihrer Ankunft gleich einen Ausflug zu einem der zahlreichen, herrlich weißen Sandstrände unternommen hatte, hatte Verena es vorgezogen, im Hotel zu bleiben und zu schmollen.
Blöde Kuh, dachte Victoria sich, wenn du mitgekommen wärst, wäre das nie passiert. Dabei meinte sie das aber gar nicht böse. Sie konnte Verena nicht böse sein, dazu hatte sie sie einfach viel zu lieb und sowieso schon die meiste Zeit überlegt, was sie tun konnte, um sie wieder etwas aufzumuntern. Notfalls auskitzeln, grinste Victoria in sich hinein, das hat ...
... bisher noch immer geholfen.
„So, dann komm mal mit!“ Julias fröhliche Stimme holte Victoria aus ihren Gedanken zurück in die Wirklichkeit. Sie schaute ihre Retterin fragend an, stand dann aber wortlos auf und ging auf sie zu. „Hier entlang“, sagte Julia und deutete auf die Tür zur Kajüte. Victoria verstand zwar nicht ganz, was Julia vorhatte, trat aber wie geheißen durch die Tür und ging eine wenige Stufen tiefe Treppe herab. „Da vorne links die Tür“, hörte sie Julia hinter sich sagen. Sie ging einige Schritte durch einen niedrigen Flur bis zu der Tür, die Julia ihr gewiesen hatte.
Sie war oben und unten abgerundet und reichte nicht ganz bis zum Boden, stattdessen musste man einen Schritt über ein ungefähr zwanzig Zentimeter hohes Stück Wand tun. Victoria öffnete sie, späte in den Raum und erblickte eine piekfein eingerichtete kleine Nasszelle. An der linken Wand ein mit dieser verbundenes Regal und eine lange Ablagefläche mit eingelassenem Waschbecken, Schränken darunter und länglichem, ovalem Spiegel darüber. An der der Tür gegenüberliegenden kurzen Wand eine Toilette und eine Duscharmatur mit höhenverstellbarem und abnehmbarem Duschkopf. „Wahrscheinlich nicht so nett wie in deinem Hotel“, schmunzelte Julia, „aber doch immerhin besser als nichts.“
Es dauerte einen kurzen Moment, bis Victoria verstand. „Du meinst, ich kann mich hier duschen?“
„Ja, genau“, lächelte Julia. „Wir dachten, du warst lange in dem salzigen Wasser, hast bestimmt geschwitzt und dich vielleicht ...