1. Alter Bulle Teil 10


    Datum: 08.06.2022, Kategorien: Hausfrauen

    ... eine Hand auf die Schulter. Scheißeeeeeeeeeeee! Ich stellte mir vor, wie er Jens am Nacken packen und einfach durch den Raum werfen würde.
    
    Scharf!
    
    Ich war bekloppt.
    
    Panisch sprang ich auf.
    
    „Attendez!", tönte eine passend tiefe Stimme und der Kerl streckte die Hand nach mir aus. Jens sprang ebenfalls auf und stellte sich zwischen uns. Ich bekam gar nichts mehr mit und rannte so schnell es ging aus der Bar, in die Dunkelheit und den strömenden Regen.
    
    Rannte.
    
    Stoppte.
    
    Jens war nicht da!
    
    Jens war noch da drin.
    
    Was sollte ich tun? Wenn die Trophäe wieder anwesend war, um die die beiden sich vermutlich gerade stritten, konnte es nur eskalieren. Ausgeschlossen. Sollte ich die Polizei rufen? Damit ich dann als hysterische Touristin ausgelacht wurde, wenn gar nicht Schlimmes geschah?
    
    Heulend stand ich auf der Straße, der Regen prasselte auf mich nieder und ich wünschte, er würde mich auflösen und in den Kanal spülen.
    
    Mein Phone brummte. Wunderbare wasserdichte Technik. Eine Nachricht von Jens. Zumindest hatte er noch nicht alle Finger gebrochen.
    
    ‚Geh zum Haus und warte auf mich.', stand da.
    
    Geh zum Haus und warte? Was sollte das denn? Was bedeutete das? Wieso gab Jens mir neuerdings Anweisungen?
    
    Zugegeben, ich war leicht hysterisch. Kam nicht runter. Latschte in Kreisen durch die tiefen Pfützen auf der Strasse, schrie ununterbrochen, trat einen Laternenpfahl. Hielt mir fluchend den gestauchten Fuß.
    
    OK, das half zumindest.
    
    Anscheinend ...
    ... ging es ja friedlich zu und so dämlich wie ich mich vorhin benommen hatte, hörte ich wohl besser dieses eine Mal auf Jens' Stimme der Vernunft.
    
    Humpelnd und fluchend stolperte ich los, frustriert und nass bis auf die Haut, überglücklich, dass ich mir meine Ehe nicht zerschossen hatte.
    
    Hoffte ich.
    
    ————
    
    Im Haus angekommen riss ich mir die durchnässten Klamotten vom Leib und ging unter die Dusche.
    
    Zog mir ein Hemdchen an.
    
    Saß auf der Couch.
    
    Tigerte durch die Räume.
    
    Stand auf der Terrasse und starrte in den Regen.
    
    Machte mir einen Kaffee.
    
    Trank ein Glas Wein.
    
    Schickte eine Nachricht an Jens.
    
    Trank noch ein Glas Wein.
    
    Las die Antwort: ‚Bald.'"
    
    Schrie das Phone an.
    
    Stand vor dem Spiegel und schrie mich an.
    
    Trank noch ein Glas Wein.
    
    Starrte in die Dunkelheit vor der Terrassentür.
    
    Lauschte dem gleichmäßigen Geräusch des Regens.
    
    Da.
    
    Schritte.
    
    Die Tür.
    
    Jens.
    
    Ich warf ihn fast um, als ich mich heulend an seinen Hals warf.
    
    „Ist ja gut." Seine Hände strichen beruhigend über meinen Rücken. Ich wollte mich aber gar nicht beruhigen.
    
    „Ist nicht gut. Ich war so blöd. So fies. So geil, ja, und ich hab dich einfach nicht ernst genommen, bin einfach davon ausgegangen, dass du es auch willst, hab mich so reingesteigert und ich bin eine so dämliche, ekelhafte Kuh und ich will dich nicht verlieren..."
    
    Jens liess mich weitermachen, hielt mich einfach fest und murmelte nur immer wieder: „Ich bin hier. Ich bleibe hier. Bei dir. ...
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