Sie
Datum: 15.02.2019,
Kategorien:
Voyeurismus / Exhibitionismus
Seit die Dämmerung genügend Deckung bot, saß er wieder auf seinem Ast in der alten Rotbuche. Sein dunkler, langer Umhang ließ ihn mit der Umgebung verschmelzen. Die Position erlaubte den perfekten Blick in Ihre Zimmer. Die großen Fenster spiegelten die letzten hellen Streifen des Horizontes. Er konnte sie beobachten, wie sie langsam in ihr Badezimmer schlenderte. Das Rauschen des Wassers würde gleich ihre liebliche Stimme nicht mehr verschlucken. Dann würde er sie endlich wieder leise singen hören können. Welches Badeöl benutzt sie heute? Ah, Veilchen, sein Lieblingsduft. Lavendel war auch nicht schlecht, doch drang dessen starkes Aroma fast schon schmerzhaft in seine empfindliche Nase. Die viel zartere Note des Veilchens schmeichelte dagegen seinen Empfindungen. Eine neue Wolke des Duftes zog durch die Blätter der Buche. Sie hatte wieder überall Kerzen in den Zimmern verteilt, auch im Bad. Das flackernde Licht umspielte ihren hüllenlosen Körper wie eine zweite Haut. Das Plätschern verstummte, sie summte leise die Melodie aus dem CD-Players mit. Die Fenster der kleinen Wohnung im ersten Stock der Gründerzeitvilla besaßen keine Gardinen, wozu auch, wer sollte vom Park her schon hereinschauen. Die hohe Mauer und das Eisentor erlaubten Fremden keinen Zutritt zum weitläufigen Grundstück. Unbefangen beugte sie sich leicht nach vorn, hielt sich am Wannenrand fest, stieg in das warme Wasser. Die nächsten Minuten würde er nur ihre hochgesteckten blonden Haare sehen können. Doch er ...
... konnte immerhin noch ihren betörenden Duft, der in feinen Schwaden herüberzog, genießen.
Gedankenverloren folgte sein Blick einer Amsel, die ahnungslos an seinem Versteck vorbei flog. Wie lange wollte er sich das noch antun? Fast jeden Tag hier auf dem Ast sitzen und durch die erleuchteten Fenster zu ihr hinüber schauen? Es war doch sonst nicht seine Art, sich selbst so zu kasteien. Er schaute auf den Ast unter sich, die Rinde war schon abgescheuert von seinen vielen Besuchen auf dem Baum.
Warum saß er also immer wieder hier? Nur darum, weil sie ihn so an Esmeralda erinnerte, seine große Liebe? Oder weil sie so betörend duftete. Wie würde sie wohl schmecken?
Heute in der Bibliothek saß er ganz nah bei ihr. Seine geblähte Nase hatte ihren Körpergeruch gierig aufgesaugt, seine messerscharfen Augen die perfekte Gestalt aus den Augenwinkeln taxiert. Warum nahm er sich nicht einfach, was ihn so erregte? Es wäre ein Leichtes für ihn, sie einfach zu besitzen, sie sich zu nehmen. So wie die nach Zigaretten stinkende Kleine vor drei Tagen, die er sich genommen hatte. Er hatte Durst gehabt, sie war im falschen Moment am falschen Platz.
Eine leichte Beute, obwohl sie mit Karate eine Verteidigung versuchte und ihm auch Pfefferspray ins Gesicht sprühte. Sie hatte ihm nichts entgegen zu setzen. Ob sie jemand vermissen würde? Es würde sie jedoch keiner finden, dafür hatte er gesorgt. Wie immer. Es war sein erstes und einziges Gebot: Keine Spuren nach der Jagt hinterlassen. Alles ...