1. Erstes Semester, dünne Wände


    Datum: 04.07.2022, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus

    ... nackt.
    
    Schreckensstarr umklammere ich mein Glas. Mein Herz wummert irgendwo in Höhe meines Kehlkopfes. Was jetzt?
    
    Er sieht mich nicht in der dunklen Ecke, sondern schlurft am Tisch vorbei ins Bad. Er schließt die Tür nicht richtig. Ein schmaler Streifen grelles Halogenlicht taucht die Küche in einen verhaltenen Schimmer. Plätschern, ewig lange. Irgendwann fällt mir auf, dass ein Atemzug dann und wann von Vorteil wäre.
    
    Soll ich schnell aufspringen und in meinem Zimmer verschwinden? Doch der Gedanke, dass ich ihm praktisch genau in die Arme laufen werde, wenn er im falschen Augenblick herauskommt, hält mich wie paralysiert auf der Eckbank.
    
    Da rauscht schon die Klospülung. Der Wasserhahn, als er sich die Hände wäscht. Das Licht erlischt und Udos dunkle Gestalt erscheint wieder. Er kommt exakt auf mich zu. Ich starre ihm entgegen und fühle mich wie ein Tier auf dem Mittelstreifen, das die Scheinwerfer heranrasen sieht.
    
    Doch er bemerkt mich immer noch nicht. Er öffnet den Kühlschrank. Als dessen bleiches Innenlicht auf sein Gesicht fällt, da sehe ich, dass seine Lider fast geschlossen sind. Hoffentlich geht er gleich zurück in Evelyns Bett, wo er hingehört!
    
    Er trinkt mit großen Schlucken direkt aus der Wasserflasche. Ich versuche, den Trick herauszufinden, wie man auf der Stelle unsichtbar wird. Trotz meiner Panik kneife ich die Augen zusammen und schaue mir Evelyns Freund genau an.
    
    Udo ist gut mittelgroß. Knapp einsachtzig, schätze ich. Er ist schlank, aber ...
    ... sehnig und kräftig, mit muskulösen Armen und Beinen. Seine Brust ist mit einem dichten Gewirr von dunklen Haaren überwuchert, das sich auch als schmaler Streifen über den strammen Bauch hinab zieht. Darunter baumelt ein überraschend großer Pimmel. Ob männliche Schwänze immer so aussehen? Oder nach dem Geschlechtsverkehr? Oder ausschließlich seiner? Im Internet sieht man ja alles Mögliche, aber das gibt einem keinen Maßstab für die Realität.
    
    Er schraubt die Flasche wieder zu -- nur halb, sehe ich, morgen wird die Kohlensäure komplett raus sein, na toll! -- und gibt der Kühlschranktür einen leichten Stoß. Beim Umdrehen streift sein Blick über mich. Er zuckt zusammen, nach einer winzigen Verzögerung, und blinzelt.
    
    „Maren?"
    
    „Ich, äh, trinke hier nur kurz was", flüstere ich eilig und hebe mein Glas vor das Gesicht.
    
    Er starrt mich an. „Sitzt Du schon die ganze Zeit da?"
    
    „J-ja", gebe ich zu und hoffe, dass meine Gesichtsfarbe in der Dunkelheit nicht zu erkennen ist. Das Holz der Bank drückt sich kühl an meinem Hintern. Ich unterdrücke ein Frösteln.
    
    Seine Hand fährt an den Hinterkopf, kratzt dort. Ein verwundertes Schnauben. Dann sieht er an sich hinab.
    
    „Oh! Tut mir leid, ich hätte mir was anziehen sollen!"
    
    „Ach, kein Problem!" Ich zucke gelangweilt mit der Schulter, als würde ich jede Nacht fremden nackten Männern begegnen.
    
    Er grinst. Das nimmt er mir wohl nicht ab. Lässig lehnt er sich mit dem Hintern an die Spüle und verschränkt die Arme vor der Brust. ...
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