Livias Lustblättchen
Datum: 28.02.2019,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
Es war schon 8:15 Uhr und ich war extrem spät dran. Ich befand mich in heller Aufregung, denn ich kam nie zu spät, sondern eher immer 10-15 Minuten zu früh. Ich hasse Unpünktlichkeit. Vor allem bei mir selbst. Ich hatte tatsächlich das erste Mal in den letzten zehn Jahren verschlafen, einfach meinen Wecker überhört, bis er es irgendwann scheinbar aufgegeben hatte, weitere Weckversuche zu unternehmen. Scheißteil. Einen neuen Wecker zu kaufen, der nach einer gewissen Zeit nicht einfach seine alarmierenden Geräusche abstellte und stattdessen vielleicht sogar eher die Eindringlichkeit und Lautstärke seines Klingelns steigern würde, sollte definitiv das Erste sein, was ich bei meiner Ankunft im Büro meiner To Do Liste für die Woche hinzufügen würde. Ich sprang in Windeseile unter die Dusche, zog mich an, sprang ins Auto und quälte mich dann durch den morgendlichen Berufsverkehr.
Ich wurde immer nervöser und gereizter (wozu ich beim Autofahren ohnehin neigte und das „Beste" in mir zum Vorschein brachte), da ich schon um 9:00 Uhr ein wichtiges Redaktionsmeeting hatte, bei dem ich unter keinen Umständen fehlen durfte. Denn ich war als Journalistin bei einer großen, bekannten Frauenzeitschrift (Oder auch ‚Klatschblatt' genannt) tätig. Glücklicherweise schaffte ich es noch gerade so und knallte um genau 8:57 Uhr, vollkommen außer Atem, mit noch angefeuchteten Haaren und einem bereits ziemlich hohen Stresslevel, meinen Mantel auf einen kleinen Teewagen, der in der Ecke des großen ...
... Konferenzraumes stand, und ließ mich mit sodann in einen der breiten Lederstühle am Konferenztisch plumpsen. Es war Anfang Dezember, es hatte gefroren und sogar ein wenig geschneit, sodass ich in der Fensterscheibe sehen konnte, dass meine langen, dunkelbraunen Haare mit dem leichten Mahagoni-Stich, von vielen kleinen Flocken und Eiskristallen übersät waren.
Ich schüttelte mich, vergrub mein Gesicht in meinen Schal und versuchte, wieder etwas mehr Gefühl in meine kalten Hände zu bekommen, indem ich sie aneinander rieb. Da ich in letzter Zeit (heißt in Wirklichkeit in den letzten 10 Monaten) mal wieder zu beschäftigt gewesen war, um mich um meine defekte Heizung im Auto zu kümmern, (was mit anderen Worten heißt, dass ich abgesehen von meinem Beruf oder wenn irgendwo wirklich Not am Mann ist, eine Meisterin im Aufschieben lästiger Dinge bin) war ich vollkommen durchgefroren, was meine Laune nicht gerade aufhellte und in mir schon eine leichte Vorahnung aufkommen ließ, dass dieser Tag nicht unbedingt meiner werden würde. Während sich alle noch angeregt über das Wochenende und irgendwelche Erlebnisse im Rahmen ihrer Recherchen unterhielten, packte ich, wie bereits nach dem Aufstehen vorgenommen, mein Notizbuch, welches mein ständiger Begleiter ist, aus und schrieb:
„Kalenderwoche 48 - To Do: 1) WECKER, 2) Autoheizung reparieren lassen *DENK NICHT MAL DRAN, ES AUFZUSCHIEBEN!*, 3) Handschuhe kaufen, die nicht nur schön aussehen, sondern auch tatsächlich warm sind". Allmählich ...