Livias Lustblättchen
Datum: 28.02.2019,
Kategorien:
Erotische Verbindungen,
... bekam ich wieder etwas mehr Gefühl in meinen Körper und vernahm, dass sich inzwischen soweit alle Teammitglieder an dem rechteckigen, großen Tisch versammelt hatten. Jeden Montag um Punkt 9:00 Uhr fand unser Wocheneinklangs-Meeting statt, bei dem wir uns gegenseitig auf den aktuellen Stand der Dinge brachten, darüber sprachen, wie die vergangene Woche gelaufen war und ob jemand auf eine gegebenenfalls brandheiße Story gestoßen war, die er verfolgen wollte und wer sich im Laufe der Woche dann welchen Themen und Artikeln zuwenden würde. Die Branche war ein Haifischbecken und gerne herrschte ein rauerer Ton. Doch ich hatte mich daran gewöhnt und mir relativ schnell ein dickes Fell angelegt.
Das ging nicht anders. Wer das nicht tat, würde das Hauen und Stechen, welches allein bei den Team-Meetings teilweise von statten ging, nicht lange überleben, geschweige denn, sich im Konkurrenzkampf gegen Journalisten von anderen Zeitungen behaupten können. Man musste immer auf der Lauer liegen und durfte sich, selbst wenn jemand nett zu einem war, nicht dem Irrglauben hingeben, man säße im gleichen Boot und würde in seinen Kollegen Freunde finden. Sonst würde man entweder gehörig an der Nase herumgeführt oder einfach brachial niedergewalzt werden. Denn für ein freundschaftliches Betriebsklima mit Kollegen, die für einen auch mal richtig in die Bresche springen würden, war (außer wenn man sich einen absoluten Namen gemacht hatte) die Bezahlung zu schlecht, die Anzahl an schreibwütigen ...
... Mitstreitern zu groß und die karrieremäßigen Aufstiegschancen zu begrenzt.
Trotz dieser Widrigkeiten und dem Gefühl, eigentlich nie so richtig Feierabend zu haben, hatte ich mich nach dem Studium gut durchgeschlagen, viele Erfahrungen gesammelt und mir schließlich ein recht gutes Standing erarbeitet. Natürlich war das alles bei Weitem nicht ohne Rückschläge abgelaufen und so manches Mal habe ich darüber gegrübelt, ob ich wirklich den richtigen Beruf erlernt hatte. Doch sobald ich wieder auf den Beinen war und mich mit Menschen umgab, die mir ihre tiefgreifenden Geschichten erzählten, wusste ich wieder, warum ich meinen Job dennoch so liebte. Denn es ging für mich genau um diese Menschen, ihre Schicksale, ihre Fehler, ihre Vorzüge und ihre facettenreichen Persönlichkeitsstrukturen. Die Schattenseite war, dass man sich natürlich auch oftmals auf die Suche nach Schmutz in anderer Leute Leben begeben und regelrechte Detektivarbeit leisten musste. Eine Aufgabe, in der ich zwar ausgesprochen gut war, jedoch keinerlei Freude oder Genugtuung dabei empfand. Ganz im Gegenteil. Es war schon häufig vorgekommen, dass ich, um "gute Arbeit" abzuliefern, meine persönlichen moralischen Grenzen überschreiten musste.
Doch auch das gehörte nunmal dazu. Anders, als einige meiner Kollegen, war ich zufrieden mit dem, was ich war und was ich bislang mit meinen 38 Jahren erreicht hatte. Für mich musste es die Karriereleiter nicht wer weiß wie steil nach oben gehen, zumindest nicht zwanghaft. Ich ...