1. Nina, ein Martyrium


    Datum: 31.10.2022, Kategorien: Romantisch

    ... Sie war eine tolle Frau, eine die ich mochte. Sie verkörperte eigentlich das, was ich mir unter einer Freundin vorstellte, vielleicht Partnerin. Allerdings war in mir eine Stimme, die mich davon abhielt, es zu glauben. Meine Arbeit war wichtiger, Nina ein Mensch der Hilfe brauchte, nicht mehr. Sie konnte unmöglich an mir wirklich gefallen finden. Ich wollte nicht, dass sie mir aus einem falschen Gedanken heraus dankbar war.
    
    Mit dieser Analyse schlief ich ein, machte mich früh fertig um Erledigungen zu tätigen. Nina schlief noch, daher ließ ich sie in Ruhe, kam nur kurz herein und sah nach dem Rechten. Dabei fragte ich mich, wie man die Nächte auf dem Sofa verbringen konnte, ohne sich die Knochen zu verbiegen. Dafür musste eine andere Lösung her. Wie es aussah, würde sie länger bleiben. Mir war es recht. Sie brachte Leben ins Haus und ich freute mich inzwischen auf ihre Anwesenheit, wenn ich zurückkam. Man hätte auch sagen können, dass es sich wie ein Heim anfühlte, nicht wie eine Schlafstelle mit angeschlossener Küche.
    
    Der Tag wurde wieder einmal länger als ich es geplant hatte. Irgendwie lief nichts, wie es sollte. Ordnung in das Chaos zu bekommen, war dringend nötig. Daher brauchte ich mehr Zeit, war geschafft, als ich Zuhause ankam. Abgekämpft ging ich ins Haus und wurde fröhlich von Nina begrüßt, die in einem brutal rosa Trainingsanzug steckte, der ihr zu groß war.
    
    "Was hast du denn da an?", fragte ich sie und sie lachte.
    
    "Hast du bestellt, schon ...
    ... vergessen. Ich glaube, du hast dich mit der Größe vertan. So fett bin ich wirklich nicht!"
    
    Ich betrachtete sie etwas länger und sie verzog einen Schmollmund, als sie es bemerkte. "Sag jetzt nichts Falsches!", drohte sie mir und mir viel ein Spruch ein, den ich mal im Fernsehen von einem Comedian gehört hatte.
    
    "Um ein gutes Stück Fleisch gehört ein Fettrand!", sagte ich trocken und Nina starrte mich an, trommelte mir danach mit ihren Fäusten gegen den Brustkorb.
    
    "Das hast du nicht zu mir gesagt!", forderte sie mich auf und ich musste lachen. "Natürlich nicht. Zu wem denn sonst?", wollte ich wissen und Nina rannte erbost aus dem Flur ins Wohnzimmer.
    
    Ich musste innerlich grinsen, versuchte äußerlich cool und abgeklärt zu wirken. Also zog ich mich um und kam in ähnlicher Aufmachung zurück, jedoch nicht in Rosa.
    
    "Du siehst auch nicht besser aus!", maulte Nina mich an, als ich hereinkam und ich musste trotz aller Zurückhaltung lachen. Wenn sie schmollte, sah es zu witzig aus.
    
    "Unter meinem Anzug stecken nur Muskeln, Sehnen und Knochen!", behauptete ich und Nina prustete heraus.
    
    "Beweise. Das glaube ich nicht!"
    
    Also zog ich meinen Bauch ein und hob das Oberteil an. "Das kann ich auch!", meinte sie, stand auf und tat es mir gleich. Jetzt konnte ich gut erkennen, dass die blauen Flecken verblasst waren.
    
    "Gut, einigen wir uns auf Gleichstand!", bot ich an und Nina war damit einverstanden. "Lass uns was essen, ich habe Hunger!", forderte ich sie auf und wir gingen ...
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