1. Ausgrabungen


    Datum: 22.02.2023, Kategorien: Reif

    ... geschwungener Hügel, völlig mit Gras und gar kleineren Sträuchern zugewachsen. Auf den französischen Parzellen hatten die Studenten bereits begonnen Abtrennungen durch Schnüre vorzunehmen, die der Lage auf den Luftbildern entsprach. Eine Gräberkolone hockte unter einem großen Baum im Schatten und machte wohl gerade Frühstück. Sechs Männer, das konnte sogar unsere Kolonne sein.
    
    Giselle redete wie ein Wasserfall, zum größten Teil wirklich hilfreiche Informationen, aber ich hätte mir eigentlich lieber einen Überblick in Ruhe verschafft. Erst nach mehreren Versuchen, sie zu unterbrechen, gelang es mir herauszufinden, ob die untätigen Arbeiter unsere waren. Dies war der Fall. Glücklicherweise stellte gleichzeitig einige französische Studenten Unsinn an, und so war Giselle lange genug abgelenkt, dass ich mich ihr entziehen konnte.
    
    Ich begrüßte also die Männer, alles kräftige Burschen jenseits der dreißig, genau die erfahrenen Spezialisten die ich angefordert hatte. Die Tatsache, dass ich fließend Italienisch sprach, schien sie besonders zu freuen, was wohl auf eher schlechte Erfahrungen mit anderen internationalen Crews zurückzuführen war. Ein wenig unpassend fand ich aber die Bemerkung, dass ich mir ja "ein Augenbonbon mit genau den richtigen Kurven" mitgebracht hatte, nachdem sie herausgefunden hatten, dass Lenny sie nicht verstehen konnte.
    
    Um sie von weiteren dummen Gedanken abzubringen, teilte ich ihnen gleich die ersten Tätigkeiten zu, nämlich ein Teil unseres ...
    ... Equipments zu holen und die größeren Steine schon mal von unseren Parzellen zu schaffen, auch wenn wir diese noch gar nicht final abgesteckt hatten. Die Vorarbeit der Franzosen konnten hier aber durchaus schon als grobe Orientierungsmarken fungieren.
    
    Annalena tat mir leid, weil sie natürlich wie bestellt und nicht abgeholt neben uns stand und nicht wusste, wie sie uns unterstützen konnte. Also nahm ich sie bei der Hand und wir liefen schauten uns zunächst genau die Abgrenzungen der Villa auf den Scans an und versuchten dies auf die tatsächlichen Gegebenheiten zu übertragen. Ich erklärte ihr dabei, wie wichtig es wäre genau zu treffen, denn jeder überflüssig ausgehobene Kubikmeter bedeutete verschwendete Zeit und Ressourcen, jede zu knapp gesetzte Markierung bedeutet unter Umständen die ungewollte Zerstörung grandioser Relikte.
    
    Wichtig war natürlich auch, ein Gefühl für die zu erwartende Bodenbeschaffenheit bekommen, denn hier war Pompeji einzigartig: Erde, Sand, Schlacke, Bimsstein, alles konnte da sein in der einen oder anderen Konzentration. Ein Blick auf die amerikanischen Parzellen würde uns vermutlich einen ziemlich genauen Vorgeschmack bereiten, auf das, was auch wir zu erwarten hatten.
    
    Die amerikanische Gruppe umfasste mindestens fünfzehn Leute und sie hatten noch zusätzliche Gräber organisiert, dementsprechend weit waren sie auch schon. Wir stellten uns deren Leiter vor, und nach einigem Zögern führte er uns schließlich mit verkniffenem Gesicht herum. Mir wurde ...
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