Ausgrabungen
Datum: 22.02.2023,
Kategorien:
Reif
... schnell klar, warum.
Die Villa war atypisch. Der Aufbau war nicht so, wie er und seine Gruppe es nach den Scans und Luftbildern erwartet hatte. Viel Geld und Arbeit hatten nur wenige Resultate erbracht, was auf diesen wie ein kohärentes Etwas erschienen war, stellte sich als ausgelagerte Häuser und offenbar einen Seiteneingang zur eigentlichen Villa heraus, wobei die Wände hier größtenteils umgestürzt waren. Die angrenzenden Gebäude waren mit großer Wahrscheinlichkeit Ställe oder Sklavenquartiere gewesen, also ohnehin nicht für eine lange Lebensdauer gebaut.
Der Anfang eines Säulengangs und eines Atriums war da noch das Spektakulärste, was sie bisher freigelegt hatten. Sie hatten nur noch wenige Meter freizulegen, dann begannen die Parzellen der Tschechen. Ich sah mir die Bodenbeschaffenheiten in den freiliegenden Querschnitten an und notierte mir die vermutliche Dicke der Schichten, während der Amerikaner mir diese lustlos diktierte, natürlich in Fuß und Inch, umrechnen könnte ich dann immer noch.
Fluchend entzog er sich dann unserer Gegenwart, als drei italienische Arbeiter mit einigen Leuten seiner Gruppe beim Versuch, einen Mauerrest aufzurichten diesen zerbrechen ließen. Lenny sah mich fragend an.
"Das war wohl nichts. Bestimmt 200000 Euro investiert, wenn nicht mehr, nur herauszufinden, dass die eigentliche Villa vermutlich in den Parzellen liegt, gegen die sie sich entschieden hatten. Archäologie hat, neben allem Können und Wissen auch immer viel mit ...
... Glück zu tun."
"Das heißt dann doch aber auch, dass wir mehr finden könnten?"
"Ja, oder etwas ähnlich Enttäuschendes. Kein Wunder, dass die hier so gereizt und bedrückt wirken. Hier gilt nicht der olympische Gedanke, verstehst du? Es gibt in Pompeji nicht mehr so große Ziele, die in Angriff genommen werden können. Dies hier war mit Abstand das Vielversprechendste, zumindest nach den Luftbildern und Scans. Ich zeige dir nachher, wie es aussieht, wenn man erfolgreich ist. Ich weiß, du hast das meiste davon bereits in Büchern gesehen, aber das kann dich nicht auf das tatsächliche Erleben vorbereiten, die Schönheit, die Majestät, der schiere Genius..."
Sie lächelte mich mit schräggelegtem Kopf an.
"Du bist so süß, wenn du dich in Rage redest, mit leuchtenden Augen und das alles. Zeigst du mir auch die Fresken in der Forumstherme, mit all den schmutzigen Bildern?"
Ich konnte nicht anders, ich musste laut loslachen. Na, nach monatelangen Vorbereitungen und dem Studium unzähliger Bücher, auch aus meiner privaten Bibliothek, war
das
in ihrem Gedächtnis hängen geblieben. Die erotische Kunst der Forumstherme.
"Ja, die zeige ich dir auch."
Wir kehrten zu unserem Gelände zurück. Fünf der sechs Gräber lagen oder saßen noch immer im Schatten, während der sechste gemächlich mit einer Schubkarre zurückkehrte. Ich biss mir auf die Lippen. Das konnte ja heiter werden. Kollegen hatten mich schon vor der Arbeitsmoral der hiesigen Trupps gewarnt. Annalena schien sofort zu ...