Ausgrabungen
Datum: 22.02.2023,
Kategorien:
Reif
... Hoffnungslosigkeit eines Erfolgs seiner Tätigkeit eingesehen und Urlaub eingereicht.
Das Restaurant, was ich für den krönenden Abschluss dieses traumhaften Tages vorgesehen hatte, lag doch in erheblicher Entfernung zu unserer Unterkunft und damit unserem Auto, also nahmen wir letztlich die Tram, denn mittlerweile waren wir beide recht fußlahm geworden. Eigentlich waren wir nicht ganz korrekt gekleidet, denn es war schon von der gehobenen Kategorie, aber da wir ja auf Touri machten, fielen wir ob der zahlreichen anderen dort anwesenden nicht einmal unangenehm auf.
Das Vier-Gänge-Menü war jedenfalls alle Anstrengungen dorthin zu kommen, wert, selbst die 80 Euro Flasche Wein, die ich orderte, ohne Lenny einen Blick auf die Karte und exorbitanten Preise werfen zu lassen, entpuppte sich als angemessen ausgelobt. Verblüfft stellte ich fest, dass ihre angebotene Zigarette für uns beide die erste des Tages war.
"Eh, du hast ja heute auch den ganzen Tag nicht geraucht, oder?"
"Kunststück, immer, wenn mir danach war, hatte ich deine Zunge in meinem Mund. Und die ist mir immer noch lieber..."
Ich sah zufrieden in ihr entspanntes und von tiefem Glück und Erschöpfung gezeichneten Gesichts.
"Ich liebe dich."
Es war das erste Mal, dass diese drei Worte über meine Lippen gekommen waren. In meinem ganzen Leben, heißt das.
"Oh Tom... ich liebe dich auch", kam es mit bebender Stimme zurück, während sie sich über den Tisch hinweg auf meine Lippen zubewegte. Dass dabei ...
... sowohl eine Blumenvase, als auch ihr noch fast volles Glas mit dem sündhaft teuren Wein umkippte, war so was von bedeutungslos. Es kostete allerdings einige Energie, nicht zu versuchen, sie vollends über den Tisch zu mir heranzuziehen und das Spektakel, dass wir den anderen Gästen dort ohnehin bereits boten, um nicht-jugendfreie Komponenten zu erweitern.
Wir sahen auch keinerlei Ablehnung und selbst der vorher etwas blasiert wirkende Kellner, der herbeieilte, um unser kleines Schlachtfeld aufzuräumen, schenkte uns ein gutmütiges, verstehendes Lächeln. Wir schafften es auch nicht, die Flasche noch auszutrinken, zum einen, weil alles in uns wieder nach dem Alleinsein drängte und drängelte, zum anderen, weil wir zudem noch vor dem Aufstehen deutlich merkten, dass er es wirklich in sich hatte.
Entsprechend gangunsicher machten wir uns auf den Weg zurück, um dann gleich an der nächsten Straßenecke vorzeitig aufzugeben und in das nächste freie Taxi zu springen.
Unsere Hauswirtin ließ es sich bei unserer Rückkehr nicht nehmen, uns zunächst zu einem Espresso einzuladen, dem dann auch noch ein zweiter folgte, bevor Lenny als erste unter der Dusche verschwand. Ich wurde noch weiter im Zimmer der Wirtin festgehalten.
"Frisch verliebt? Sie ist ein bezauberndes Mädchen", kommentierte sie schließlich das Unübersehbare.
"Ja, auch ein dummer alter Hahn findet manchmal noch ein Korn", gab ich fröhlich und vom Wein enthemmt zurück.
"Gott gibt jedem, was er verdient", gab sie dem ...