Ausgrabungen
Datum: 22.02.2023,
Kategorien:
Reif
... so dass mir noch eine kleine Atempause blieb, das Versäumte nachzuholen. Klar, wir waren alle Erwachsene und ich hatte weder Franzosen noch Tschechen als sonderlich prüde kennengelernt, aber so ganz ohne Absprache und Vorbereitung auf das Folgende ging es wahrscheinlich nicht. Ich hielt Giselle kurz an einer Gangbiegung zurück, ignorierte notgedrungen den fragenden und etwas alarmiert wirkenden Blick Lennys, die allerdings ebenfalls stehen blieb.
"Ehm... Giselle, Massimo hat uns angeboten, uns auch den berühmten Raum mit den erotischen Artefakten zu zeigen, das hatte ich völlig vergessen, dir zu sagen."
"Oh?", kam die überraschte Antwort und dann erst einmal nichts.
"Ja, weiß nicht, willst du da mit deinen Studenten erstmal drüber reden, oder..."
"Es sind doch keine Kinder mehr", gab sie zu meiner Beruhigung leicht belustigt zurück, mit einem warmen, liebevollen Lächeln, das zu meinem Schrecken aber Lenny herauszufordern schien.
"Ja, das geht auf meine Kappe. Ich wollte unbedingt all die verschwundenen Schwänze und was noch so versteckt wird sehen."
Giselles Lächeln fror augenblicklich ein und ich hatte das unheimliche Gefühl langsam im Erdboden zu versinken. Mühsam versuchte ich diesen peinlichen Moment zu entschärfen.
"Ich hatte ihr beim Besuch der Forumstherme davon erzählt, was die Kirche damals angerichtet hat. Massimo hatte aber übrigens selbst schon die Idee gehabt, das vorzuschlagen. Also ist es okay?"
Giselle ...
... nickte.
"Natürlich."
Der Blick, den sie Lenny dann aber widmete, sprach Bände. Offenbar hatte Lenny mit ihrer Einschätzung nicht so falsch gelegen, Freundinnen würden die beiden wohl nicht mehr werden. Einer der Franzosen lugte um die Ecke, um herauszufinden, wo wir blieben, also beendeten wir dieses peinliche Intermezzo und schlossen uns wieder der Hauptgruppe an.
Keine Sekunde zu früh, denn wir waren bei jenem besagten Raum eingetroffen. Massimo schloss die Tür auf, wechselte einen schnellen Blick mit mir und setzte dann zu einer einführenden Erklärung an, bevor wir hineingingen.
Ich folgte dieser nur mit einem Ohr und schaute verstohlen abwechselnd zu Lenny, die der ganzen Geschichte mit diebischem Vergnügen folgte und Giselle, die zu einer Statue erstarrt schien, unberührt von dem ganzen Geschehen und den etwas überraschten Reaktionen ihrer und der tschechischen Studenten.
Massimo war aber voll in seinem Element, sicher merkte nicht nur ich, dass dieser besondere Raum ihm besonders am Herzen lag. Mit atemberaubender Geschwindigkeit öffnete er Kisten und Vitrinen und präsentierte uns die Schätze der erotischen Vergangenheit der Römer. Ich gab mir einen Ruck und unterstützte ihn erneut, streute sogar den einen oder anderen lockeren Scherz ein, was mir noch vor zwei Wochen vermutlich nie eingefallen wäre.
Es half aber durchaus die eigenartige Beklemmung, die schon auch bei den Studenten fühlbar war, etwas zu lockern. Einige Stücke waren sogar für unsere Zeit mehr als grenzwertig, ...