Ausgrabungen
Datum: 22.02.2023,
Kategorien:
Reif
... nicht eingeladen wurden. Ich verbrachte den ganzen Morgen während der Arbeit damit, nach irgendeiner Erklärung zu suchen, die keine Lüge war, aber trotzdem peinliche Rückfragen ausschloss.
"Ich kann's ihr gerne sagen, wenn's dir so schwerfällt", flötete mir Lenny ins Ohr.
"Untersteh dich! Das könnte dir so passen... ich dachte, ihr habt einen Waffenstillstand geschlossen?"
"Aber Schatz, das würde ich doch nur für dich tun...", erwiderte sie mit einem lasziven Engelsblick.
"Mir fällt schon noch was... hallo Giselle."
Wenn man vom Teufel spricht. Und wenn man zusätzlich einen kleinen solchen als Geliebte hat, wird das Leben nie langweilig. Und ist der Herzinfarkt nie fern.
"Hey Giselle. Das haben wir dir noch gar nicht gesagt, wir müssen heute früher abhauen...", sprach Lenny sie unverzüglich an, bevor ich sie daran hindern konnte. "...weil wir nach Capri fahren."
Mein Herz schlug bis zum Hals, als sie fortfuhr.
"Und unser Boot legt nämlich schon um fünf Uhr ab."
So einfach. Perfekt. Und warum war ich nicht darauf gekommen?
"Ah, Capri. Ich liebe Capri, es ist wunderschön", kam die ahnungslose Replik von Giselle. "Es gibt dort wunderschöne Villen, weißt du? Es wird dir gefallen, Thomas war doch sicher schon einmal da, nicht wahr?"
Ich nickte stumm, immer noch in der Hoffnung, dass Lenny keinen Veitstanz auslösen würde.
"Ja, aber er hat auch noch nicht alle gesehen. Da ist ja auch mächtig viel los, was er noch gar nicht kennt, deshalb wollten ...
... wir ein wenig länger dortbleiben."
"Das macht ihr ganz richtig. Es ist auch ein wunderschöner Ort für Verliebte wie euch... ich wünsche euch ganz viel Spaß."
Lenny hatte irgendeine weitere zweideutige Gemeinheit auf der Zunge, das sah ich ganz genau und griff beherzt im letzten Moment ein.
"Danke. Eine Stunde haben wir ja noch bis Mittag, bevor wir aufhören. Ich gebe auch unseren Männern für den Rest des Tages frei, kannst deine beiden Burschen gerne noch bei dir beschäftigen."
"Das trifft sich gut", versetzte sie und zog mich in ein fachliches Gespräch, während Lenny mich noch anblitzte und dann weiterarbeitete. Puh, das war knapp gewesen. Auch unsere Männer waren hoch zufrieden, ein längeres Wochenende bei vollem Lohnausgleich zu erhalten.
Auf Capri freute ich mich selbstverständlich; das "authentische Fest" löste auch weiterhin eine gewisse Beklemmung bei mir aus. Es war ein traumhafter Tag, nicht ein Wölkchen durchbrach das strahlende Blau des Himmels. Mit der Fähre brauchte man etwas weniger als eine Stunde zur Insel, wie lange das mit Massimos Boot dauern würde konnte ich natürlich nicht abschätzen.
Wir fanden den Anlegeplatz nach kurzer Suche. Entweder lohnte es sich in Italien deutlich mehr, sich der Archäologie zu verschreiben, oder Massimo stammte aus einer steinreichen Familie, wobei letzteres das wahrscheinlichere erschien. Das war kein Boot, das war eine Yacht.
Wir waren keineswegs die einzigen Gäste, die mit ihm zur Insel fahren würden. Mit ...