1. Doro 09: Das Gästezimmer


    Datum: 13.03.2019, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... und dämpfte die Schritte der Besucher, so dass sie bis auf das schwache Rascheln der Kleider in beinahe völliger Stille voranschritten. Doros bloße Sohlen sanken in den dichten Flor ein, so dass sie meinte, über Wolken zu gehen. Die beruhigenden Sinneseindrücke verstärkten ihr Gefühl, wenn schon nicht Zuhause, so doch an einem Ort angekommen zu sein, wo sie Ruhe und Frieden finden konnte.
    
    Vor einer der hölzernen Türen, die sich in Nichts von den anderen, die sie passiert hatten, unterschied, blieb das Zimmermädchen stehen, öffnete sie weit und hielt sie für Doro auf. Diese trat ein und fand sich in einem geräumigen und luxuriösen Raum wieder. Die Wände waren in einem sanften Cremeton gestrichen, der dem Zimmer eine helle und luftige Atmosphäre verlieh. Die Fenster waren mit schweren Vorhängen bedeckt, die das Sonnenlicht sanft filterten, was dem Raum eine angenehme, kühle Stimmung gab. Der vom Flur hereinziehende Lavendel wurde von dem Geruch alten geölten Holzes und einem sanften Rosenduft überlagert.
    
    Antike Möbelstücke, ein prächtiger Schreibtisch, gepolsterte Sessel und ein dazu passendes Sofa sowie ein wunderschöner Schrank mit durch Schnitzereien verzierten Türen, verliehen dem Raum eine nostalgische Anmutung an frühere Zeiten. Auch die offen liegenden, schweren Holzbalken an der Zimmerdecke wiesen aus, dass das Haus eine lange Geschichte bewahrte.
    
    Aber es war das große, bequeme Doppelbett mit frischer Bettwäsche, das die volle Aufmerksamkeit des Gastes auf ...
    ... sich zog. Es war mit einer kuscheligen Decke und flauschigen Kissen ausgestattet, die zu einem erholsamen Schlaf einluden. Auf Doro, die sich todmüde und erschöpft von den vorangegangenen Strapazen fühlte, nachdem die Anspannung von ihr abgefallen war, wirkte es eine geradezu magnetische Anziehungskraft aus.
    
    „Ist das Zimmer für Sie in Ordnung?"
    
    Doro nickte automatisch.
    
    „Ja, danke. Es ist wundervoll."
    
    „Kann ich noch etwas für Sie tun? Eine Erfrischung vielleicht?"
    
    Die Frage erinnerte Doro daran, wie lange sie schon nichts mehr gegessen und getrunken hatte. Sie verspürte Hunger und ihr Magen gab ein deutlich hörbares Grummeln von sich. Peinlich berührt legte sie eine Hand auf ihren flachen Bauch.
    
    „Das wäre fantastisch. Dankeschön."
    
    Nachdem das Mädchen die Tür sorgfältig hinter sich geschlossen hatte, setzte sich Doro auf die Bettkante und probierte spielerisch die Federung der Matratze aus. Sie warf die Arme zur Seite und ließ sich wohlig seufzend nach hinten plumpsen.
    
    *
    
    Sie schreckte auf. Noch halb in einem Traum gefangen, der sich wie Dunst in der heißen Sonne verflüchtigte, sah sie verwirrt und desorientiert um sich. Ein zweites Klopfen wies darauf hin, was sie geweckt hatte, und holte sie weiter in die Wirklichkeit zurück.
    
    „Herein!", rief sie noch immer schlaftrunken.
    
    Sie erinnerte sich, wo sie war. Sie musste auf der Stelle eingenickt sein, sobald sie sich hingelegt hatte. Irgendwie hatte sie sich in der Mitte des Bettes zusammengerollt und ...
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