1. Doro 09: Das Gästezimmer


    Datum: 13.03.2019, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... darum." Und sie eilte davon.
    
    Während Doro wartete, sah sie sich noch einmal im Zimmer um. Ein schmales Bücherregal neben dem Schreibtisch erweckte ihre Aufmerksamkeit. Mit schräg gelegtem Kopf las sie die Titel auf den Buchrücken. Irritiert stellte sie fest, dass alle auf ein gewisses Genre hindeuteten. „Die dunkle Seite der Liebe", „Fesselnde Sinnlichkeit", „Peitschendes Verlangen", „Schmerzende Lust" und „Harte Hand -- weiches Herz". Unentschieden, was sie mit der Entdeckung anfangen sollte, griff sie sich das letzte der Reihe und las den Kladdentext.
    
    "Julia hat alles im Griff - bis sie auf den erfolgreichen Unternehmer Mark trifft. Schnell gerät sie in seinen Bann und lässt sich auf seine geheimnisvolle Welt ein. Doch Mark ist kein einfacher Herr, sondern ein dominanter Mann mit einem dunklen Geheimnis, das ihre Beziehung auf eine harte Probe stellt. Wird Julia bereit sein, sich seiner harten Hand bedingungslos zu unterwerfen, um sein weiches Herz zu gewinnen?"
    
    Doro schüttelte den Kopf. Das war kein Lesestoff, den sie in einem Gästezimmer erwartet hätte. Schon gar nicht in einem so vornehmen und edlen Haus. Ein weiteres Rätsel, das sich vor ihr auftat. Aber sie war so intellektuell ausgehungert, weil sie seit ewigen Zeiten kein Buch mehr in der Hand gehalten hatte, obwohl sie früher eine wahre Leseratte gewesen war, dass sie bereit war, alles zu verschlingen, was sich ihr anbot. Schulterzuckend nahm sie das Buch mit aufs Sofa, machte es sich bequem und begann zu ...
    ... lesen.
    
    Bei ihrer Rückkehr hielt sich Janine nicht damit auf, zu klopfen und hereingebeten zu werden. Sie trug ein schweres Tablett mit beiden Händen und drückte die Tür deshalb einfach mit ihrer Kehrseite hinter sich zu. Doro sah eine Terrine, dunkles Bauernbrot, Teller und Besteck. Ein verführerischer Geruch nach Gemüse und Kräutern stieg ihr in die Nase und das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Rasch legte sie das Buch zur Seite.
    
    Zu Doros Überraschung stand neben der Suppe eine Flasche Sekt. Sie zog fragend die Augenbrauen hoch. Janine grinste spitzbübisch. „Mit den besten Wünschen des Hauses. Ich nahm an, du könntest auch etwas Stärkendes gebrauchen."
    
    Doro langte kräftig zu. Sie meinte, noch nie etwas Schmackhafteres gegessen zu haben. Nachdem sie den zweiten Teller geleert hatte, stellte sie überrascht fest, dass auch schon die halbe Flasche leer war und Janine ihr erneut nachschenken wollte.
    
    „Halt, mal langsam", wehrte sie ab, „ich trinke nur noch, wenn du mittrinkst."
    
    „Das geht nicht. Die alkoholischen Getränke sind nur für die Gäste."
    
    „Doch, es muss gehen. Ich bestehe darauf. Und außerdem", fügte sie verschmitzt hinzu, „ist es deine Aufgabe, dich um das Wohl der Gäste kümmern. Und ich fühle mich bedeutend wohler, wenn ich nicht alleine trinken muss."
    
    Doro deutete bestimmend auf das Wasserglas. Das Mädchen griff ergeben danach und füllte es für sich bis zur halben Höhe. Auf Doros hochgezogene Augenbraue hin machte sie es ganz voll. Dann ließ sie sich ...
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