1. Doro 09: Das Gästezimmer


    Datum: 13.03.2019, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... Anspannung und Erschöpfung des Tages schmolzen dahin. Sie lehnte ihren Kopf gegen das Kissen, das am Kopfende befestigt war, und schloss die Augen, lauschte dem sanften Plätschern des Wassers und atmete tief ein.
    
    *
    
    Als Doro aus ihrem Schlaf erwachte, bemerkte sie fröstelnd, dass das Wasser inzwischen kalt geworden war. Draußen vor dem Fenster dämmerte es.
    
    Nach dem Abtrocknen ging sie zurück ins Gästezimmer und stellte fest, dass das Bett gemacht wurde. Auf dem blütenweißen Laken lag ein wunderschönes Nachthemd aus hellgelber Seide mit Stickereien am Ausschnitt. Ihr altes, schmutziges Kleid war verschwunden.
    
    Sie schlüpfte in das frische Hemd, das ihr bis zu den Waden reichte, und erfreute sich daran, wie das zarte Gewebe ihre Haut umschmeichelte. Dann machte sie sich über den Teller Kekse her und füllte den Krug am Waschbecken wieder auf. Der kleine Imbiss hatte ihren Hunger aber eher geweckt als gestillt. Sie entschloss, nach einer Küche oder ähnlichem zu suchen.
    
    Ihre Hoffnung, etwas anderes zum Anziehen zu finden, erfüllte sich nicht. Der Kleiderschrank war leer. Dafür entdeckte sie neben der Tür einen Klingelknopf, den sie drückte. Wenige Augenblicke später klopfte es.
    
    Janine steckte ihren Kopf durch den Türspalt und wirkte beruhigt, als sie Doro angezogen vorfand.
    
    „Brauchst du etwas?"
    
    „Ich habe mich gefragt, ob ich etwas Herzhafteres zu essen bekommen kann."
    
    „Natürlich. Du bist der einzige Gast im Haus und die Köchin hat heute frei. Aber ich ...
    ... kann dir etwas warm machen, wenn du magst. Eine Suppe?"
    
    „Klingt gut. Und etwas anderes zum Anziehen wäre praktisch."
    
    Janine nickte bestätigend.
    
    „Stimmt, du hast ja kein Gepäck bei dir. Dein Kleid habe ich in die Wäsche getan, das wird morgen früh noch nicht trocken sein. Ich würde dir ja gerne etwas von meinen Sachen geben, aber die dürften dir nicht passen."
    
    Als sie Doros Stirnrunzeln sah, beeilte sie sich zu erklären:
    
    „Natürlich keine Dienstmädchenuniform. Ich habe schon gemerkt, dass du die nicht magst. In meinem Zimmer habe ich private Sachen. Aber ..."
    
    Sie hielt ihre Hände zu halbrunden Schalen geformt vor ihre Brust. Doro verstand die eindeutige Geste sofort. Obwohl sie zu ihrem gelegentlichen Leid selbst nicht allzu üppig mit weiblichen Kurven gesegnet war, wirkte sie gegenüber dem Zimmermädchen geradezu ausladend. Janine hatte einen sehr jungenhaften Körper, war zudem eine Handspanne kleiner und sie besaß auch nicht die athletische Figur, die Doro ihrem regelmäßigen Sport verdankte.
    
    „Könntest du Sachen für mich besorgen?"
    
    „Ich frage gleich nach dem Aufstehen Madame Séverine, was wir da machen können."
    
    „Sie schläft auch hier im Haus?"
    
    Doro war plötzlich seltsam aufgeregt.
    
    „Ja, aber ihre Zimmer liegen in einem anderen Flügel. Nachdem sie sich heute Abend schon zurückgezogen hat, möchte ich sie ungern stören."
    
    „Das ist in Ordnung. Eine Suppe wäre mir im Moment tatsächlich auch viel wichtiger."
    
    „Oh, entschuldige, ich kümmere mich sofort ...
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