1. Doro 09: Das Gästezimmer


    Datum: 13.03.2019, Kategorien: Nicht festgelegt,

    ... Dabei stieß sie das Sektglas von der Sofalehne, das klirrend auf dem Boden zerbarst und in tausend Stücke zersprang.
    
    Janine erhob sich genauso schnell und rief ihr hinterher:
    
    „Oh, es tut mir leid, ich wollte dich nicht verärgern. Ich war nur so überrascht. Komm bitte zurück. -- Aua!"
    
    Mit ausgestreckten Armen lief sie hinter der Flüchtenden her. Da schrie sie plötzlich vor Schmerz auf, hüpfte auf einem Bein rückwärts und ließ sich in den nächstbesten Sessel fallen. Mit beiden Händen umklammerte sie ihren Fuß.
    
    „Was ist mit dir?"
    
    Besorgt eilte Doro zu ihr. Tränen rannen über die Wangen ihrer Freundin.
    
    „Ich bin in eine Scherbe getreten. Tut weh!"
    
    „Lass mich sehen."
    
    Sie kniete sich vor das wimmernde Mädchen. An der Sohle ihres weißen Söckchens hatte sich bereits ein großer roter Blutfleck ausgebreitet. Behutsam zog sie den Strumpf vom verletzten Fuß. Sie konnte die winzige Scherbe erkennen, aber die war zu tief eingedrungen und ihre Ränder zu glatt, als dass sie sie mit den Fingern hätte herausziehen können. Sie hätte ein Verbandsset und eine Pinzette benötigt, wusste aber nicht, wo sie hier so etwas hätte holen können.
    
    Kurzentschlossen setzte sie ihren Mund auf die Wunde, ertastete das spitze Glas mit den Zähnen, biss zu. Vorsichtig zog sie so den Splitter aus dem Fuß und spuckte ihn in den benutzten Teller. Dann leckte und saugte sie an dem Schnitt, bis sie den Eindruck hatte, dass die Blutung nachließ.
    
    Die Verwundete sah dabei mit noch größeren ...
    ... Augen als zuvor auf sie herab. Ihr Mund stand offen und sie atmete tief und schnell ein und aus. Hin und wieder lief ein leichtes Beben durch ihren Körper.
    
    Doro glühte förmlich. Die Aufregung und die Sorge um ihre Freundin hatten ihren Puls hochgejagt. Dazu kam die noch frische Erinnerung an den zaghaften und doch völlig misslungenen Kuss, mit dem sie die unglückliche Verkettung der Umstände ausgelöst hatte. Sie fühlte sich schuldig. Und doch schien der Versuch, die intime Vertrautheit, die sie teilten, auch körperlich auszudrücken, in dem zurückliegenden Moment das einzig Richtige für sie gewesen zu sein.
    
    Sie sah an dem langen, schlanken Bein entlang nach oben in Janines Gesicht, in dem sich Ängstlichkeit und Hoffnung zu einem neuen Ausdruck vermischten. Sie versuchte erfolglos, in den verweinten Zügen entweder Ablehnung oder Einladung zu erkennen.
    
    Intuitiv tat sie das, was für sie das Beste hielt. Auf jeden der fünf Zehen drückte sie einen Kuss. Dann rückte sie ein bisschen weiter und zog eine Linie von Küssen über den Spann, bis sie am Knöchel ankam. Dabei achtete sie auf jede Reaktion der Verletzten, auf irgendein Zeichen, das sie zu weit ging. Sie entdeckte nichts dergleichen. Im Gegenteil. Janines schwerer werdende Atemzüge gingen manchmal in ein Stöhnen über, ehe sie sich wieder fasste. Eine kräftige Röte überzog ihr Antlitz. Geradezu krampfhaft klammerte sie sich an die Lehnen des Sessels.
    
    Doro führte die Reise ihrer Lippen fort, setzte Kuss um Kuss an der ...
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