Weeslower Chroniken VIII - 2007 - Inês - Kapitel 6 – Der Bürgermeister
Datum: 04.05.2023,
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Schamsituation
... er noch in einem drin, oder?“
Die Mädchen strahlten einander an.
„Obwohl…“, begann Julia, „eigentlich weiß ich gar nicht, ob das nicht immer so ist.“
„Weil…?“
„Michi ist mein erster.“
„Ach so.“ Und Inês gestand: „Ehrlich gesagt: Er ist auch erst mein dritter, so viele Vergleiche habe ich also auch nicht. Aber es fühlt sich anders an – viel länger anhaltend.“
Und auf ihrer weiteren Fahrt erzählten sie einander, wann und wo sie das erste Mal erlebt hatten – bei beiden erst vor wenigen Wochen.
Sie näherten sich Weeslow durch eine Kastanienallee hindurch, kamen an den ersten Häusern vorbei, winkten auch hier, wenn sie mal einen Menschen im Vorgarten entdeckten.
Plötzlich hielt Inês an. Julia fuhr überrascht ein paar Meter weiter. Direkt hinter dem Ortsschild von Weeslow stand eine große Plakatwand, die die Besucher willkommen hieß und gleichzeitig auf das „Garden Eden Resort“ hinwies. Darauf abgebildet war eine wunderschöne blonde junge Frau, die splitternackt und verführerisch lächelnd einem Innenpool entstieg.
„Die kenne ich doch. Das ist Jasmin.“
Inês stand vor einem überlebensgroßen Nacktfoto der Frau, die sie am Sonntag beim Essen kennengelernt hatte. Deren Busen, Bauch, blanker Schoß, alles war zu erkennen, sogar ihr schmaler, geschlossener Schlitz war deutlich sichtbar, unfassbar eigentlich für so ein Werbebild, dachte Inês. Sie ließ es einen Moment auf sich einwirken, dann fuhren sie weiter. Der Ort war nun dichter bebaut, sie passierten ...
... eine Tankstelle, eine Ladenzeile, einen viel bevölkerten Parkplatz eines Supermarktes. Überall standen die Leute und schauten. Die Mädchen winkten und lachten. Sie kamen an eine Kreuung, mussten auf Grün warten, freuten sich an den Blicken der Menschen. Dann kamen sie, das blonde, gertenschlanke Mädchen mit den großen, vollen Brüsten und das dunkelhaarige, gertenschlanke Mädchen mit den süßen Apfelbrüstchen, in den inneren Bereich, die kleine Fußgängerzone, vorbei an Straßencafes, querten den autofreien Marktplatz und erreichten das alte Rathaus. Auch hier liefen Menschen über den Platz, blieben stehen, einzelne machten Fotos – alle waren freundlich, viele winkten zurück.
Sie schloßen die Räder ab und huschten händchenhaltend die Stufen hinauf. Unten gab es eine Wachstube, die ausnahmsweise mal besetzt war. „Wir möchten zum Bürgermeister Dreyer.“ rief Inês. Julia kicherte, sie platzte fast vor Aufregung. Bis eben half ihr der Schutz der Anonymität, des Unerkanntseins. Doch jetzt…
„Ihr werdet schon erwartet. 2. Stock, ganz nach hinten.“ meinte die ältere Dame hinter der Scheibe und wies den Weg die Treppe hoch. Die beiden barbusigen Freundinnen liefen weiter, vorbei an zwei erstaunten Frauen, die die Treppe hinunterkamen und den Flur entlang, vorbei an einigen offenen Bürotüren. Vor dem besagten letzten Raum blieben sie stehen, holten tief Luft, klopften im Vorzimmer. Eine angenehme Frauenstimme rief sie herein.
Dort saß Lissy. „Da seid Ihr ja!“ rief sie aus. Sie war ...