WIEN BEI NACHT - Kapitel 1: Der Roland
Datum: 30.03.2019,
Kategorien:
Schlampen
WIEN BEI NACHT
Kapitel 1: Der Roland
Von mir aus. Dann ist sie halt die Freundin meines besten Freundes. Aber ich kann nichts dafür. Sie ist einfach eine hundertprozentige geile Sau, die Irena, das muss man stehen lassen, ganz objektiv. Und es ist gar nicht so das Aussehen. Obwohl schon auch. Und es ist auch nicht der schöne Yugo-Akzent. Ganz genau kann ich nicht den Finger drauflegen, da ist einfach so ein gewisses Grundgefühl, das ich bei ihr habe, das schon den ganzen Abend unter meiner Bauchdecke kribbelt. Irritierend. Provozierend. Ich hab nicht das richtige Wort dafür, aber es hat mich diesen Abend schon ein, zwei mal dazu bewogen, mir kurz die Nudel durch die Hose zu walken, du weißt schon, unauffällig unter dem Tischtuch. Jetzt zum Beispiel, schau: Die ganze Zeit während der Roland auf sie einredet, schaut die Irena halb an ihm vorbei, mustert schmaläugig unsere kleine Tischgesellschaft, lächelt an Stellen, wo es nicht passt. Dann führt sie ihr Weinglas an die Lippen, trinkt aber nicht, sondern drückt nur einen schönen Lippenstiftabdruck auf den Glasrand und stellt das Glas wieder ab. Das grelle Nailfinish signalisiert Zugehörigkeit zu einem ganz bestimmten Geschmacksuniversum, das ich nicht mitbewohne. Hellblau mit Goldglitzer. Alle Anwesenden außer dem Roland kriegen reihum einen mikroskopischen Augenaufschlag serviert, bevor sie einfach mir nix dir nix aufsteht in ihrem kleinen Schwarzen, und den Redeschwall vom Roland gegen die Wand prasseln lässt. Klack ...
... Klack, machen ihre hohen Hacken, während sie sich energisch in den Nebenraum verzieht, ihr fester Kugelarsch mit ihr. Dabei tippselt sie auf ihr Handy ein, mit dem sie symbiotisch verwachsen ist. Und obwohl ihm jetzt also sein Gegenüber abrupt abhanden gekommen ist, beendet der Roland trotzdem penibel sein Satzgefüge. Die Anwesenden schauen betreten in den Schoß.
Der Roland ist gereizt, das siehst du vielleicht nicht als Außenstehender, aber die Irena hat ihn die ganze Zeit auf der Schaufel gehabt, und zwar so, dass er es von allen Anwesenden als letzter gemerkt hat. Aber ich, Ich habe es mitbekommen, gleich von Anfang an. Die kleinen Spitzen. Die fiesen Blicke. Am frühen Abend, als noch keiner außer mir da war, da hat der Roland ihr einen Pfefferstreuer geschenkt, den er unterwegs in der Singerstraße gekauft hat, ein Stück edles Küchendesign vor dem Herrn, mit einem aerodynamisch anmutenden Knauf. Stellschraube auf der Unterseite, hat der Roland gesagt, ganz begeistert. Der Roland hat's ein bisschen mit den Küchenutensilien, er ist ein Küchenmann, und wenn er diesen Nachmittag nicht Konferenz gehabt hätte, hätte er selber aufgekocht. Die Irena, die unser heutiges Abendmahl fabriziert hat, mehr nolens als volens, ist völlig desinteressiert am Kochen. Und das schmeckt man jetzt auch. Aber trotzdem dreht der Roland ihr immer wieder solche Küchenteile an, es fehlt ihm da ein bissi das Sensorium. Sehrschönsehrschön, hat die Irena tonlos gesagt, sie hat ihn kaum angeschaut, den ...