1. WIEN BEI NACHT - Kapitel 1: Der Roland


    Datum: 30.03.2019, Kategorien: Schlampen

    ... aerodynamischen Pfefferstreuer, und der Roland war sofort eingeschnappt. Das war einmal die Ausgangslage. Dann ist das halt so hin und her gegangen zwischen den beiden, den ganzen Abend, alle möglichen aufgestauten Vorwürfe sind da an die Oberfläche geblubbert, du wirst das eh kennen aus deiner Erfahrung. Zweierbeziehungen! Reine Giftküche, wenn du mich fragst, Lebensqualität adieu. Nicht für mich, danke.
    
    Man sieht, wie den Roland der Abgang von der Irena wurmt, und wie sehr er sich zusammenreißen muss, um ihr nicht hinterher zu hechten. Jetzt geht es erst einmal darum, die Situation hier am Tisch ein wenig zu entschärfen. Bleibt natürlich wieder mal am Arzt hängen. Also an mir, Doktor Julius Bretschneider, wer ihn kennt, Primarius mittlerweile. Lungenheilkunde.
    
    "Auf die Liebe!", sage ich, und hebe mein Glas 2009er Rubin Carnuntum, eine Flasche die ich selbst mitgebracht habe, und drauf und dran bin, praktisch im Alleingang zu leeren. Die Anwesenden heben gequält lächelnd ihr Glas, aber keiner sagt was. Der Roland überreißt schließlich, dass er als Gastgeber das Ruder an sich nehmen muss. "Nehmt euch ruhig noch", sagt er, "Wir haben eh viel zu viel gemacht". Die von der Irena fabrizierten Fleischteile sind technisch ganz in Ordnung, aber nicht wirklich eine Geschmacksexplosion. Wie gesagt, die Irena ist kein Küchenengel. Aber ich bin in Fresslaune. "Na dann geh ich mal mit schlechtem Beispiel voran", sage ich lustig. Rösti als Beilage. Meine Wampe braucht Kohlenhydrate. ...
    ... "Komm Roland, mach einen Schmäh! Trinken wir noch einen! Dann gehen die schweren Gedanken weg". Ich köpfe den von ihm bereitgestellten Sankt Laurent. Langsam beginnt der zähe Gesprächsbrei wieder zu fließen. Und auch der Roland kommt in die Gänge. "Auf den Exzess!", sagt er tapfer, und hebt seinerseits das Glas. Man muss nachsichtig sein mit ihm. Überhaupt jetzt, wo er gerade so eine schwere Zeit durchmacht.
    
    Mein Freund, der gute Roland Abbermeyer, ist nämlich vom Beruflichen her gerade in Schwebe - unbezahlter Urlaub, wenn man so will. Er ist eigentlich ein guter Typ, der Roland. Und sicher auch ein passabler Lehrer. Aber es wird Ihnen heute nicht leicht gemacht, den Lehrern. Zum einen sind sie sowieso schuld an allem, kriegen ein Witz-Gehalt und werden ständig als faule Zivilversager hingestellt. Und zum anderen ist man halt auch nur ein Mensch, respektive Mann! Und da kann es schon brenzlig werden, vor allem in der Oberstufe. Weil da gibt es heute schon so etwas wie einen Wettbewerb unter den jungen Mädchen, von wegen wer ist vom Aussehen her die ärgste Pornosau von allen. Und eingestandenermaßen ist der Roland nur ein sehr schwaches Bollwerk gegen die Reize dieser frühreifen Früchtchen. Und sein leicht schiefer Humor macht die Sache nicht besser. - Aber warte, bevor du jetzt sagst. Übergriffig in dem Sinn ist der Roland nie gewesen, das muss ich hier ganz deutlich. Erstens weil sowieso feig, und zweitens, bei Schutzbefohlenen hört der Spaß auf, das weiß letztlich auch ...
«1234...»