Berufserfahrung zahlt sich aus 06
Datum: 01.04.2019,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Berufserfahrung zahlt sich aus
Teil VI -- Das Angebot
Vorbemerkung: Auf die hier im weiteren Verlauf geschilderten Geschehnisse kann ich wahrlich nicht stolz sein. Dennoch fühle ich einen therapeutischen Drang, sie niederzuschreiben. Die Episoden entwickeln sich im Sinne der fortlaufenden Erzählung langsam, enden aber immer explizit. Sollten meine Schilderungen die Leser nicht abschrecken, werde ich die Erzählung fortsetzen, so kriminell und abstoßend sie im weiteren Verlauf auch werden mag.
6
Einige Wochen waren ins Land gezogen, als mich an einem Freitagmorgen überraschend eine weitere Nachricht erreichte:
„Das ist wichtig. Vertraue mir. Nimm sofort Urlaub. Ticket liegt am FRA. Sonntag, EK48. Sommerkleidung, lang. Reisepass checken. Notfalls Ersatzpapiere! J."
Mein Herz klopfte heftig, als ich die geheimnisvolle Botschaft las, die offensichtlich vom verschollenen Jochen kam. Die Flugnummer ließ sich leicht einem Direktflug von Frankfurt nach Dubai zuordnen. Trotz seines übereilten Abgangs vertraute ich Jochen immer noch zu einhundert Prozent. Er wird schon seine Gründe gehabt haben, dachte ich mir immer. Bald würde ich vielleicht erfahren, welche das waren.
Ein kurzer Anruf bei Emirates bestätigte, dass ein One-Way First Class Ticket nach Dubai ohne Anschlussflug auf meinem Namen bereitlag. First Class! Das schmeichelte mir und zeigte, dass jemand dort unten ein ernsthaftes Interesse an meiner Person haben musste. Sofort rief ich meinen neuen Chef ...
... -Jochens Nachfolger- an und bat um eine Woche Urlaub. Er war verwundert und ob der Kurzfristigkeit nicht gerade begeistert. Da ich als Grund eine wichtige familiäre Angelegenheit angab, bekam ich natürlich dennoch sein Einverständnis. Ganz gelogen war das nicht. Jochen war für mich ja fast so etwas wie ein älterer Bruder oder väterlicher Freund.
Um noch einige wichtige Dinge zu erledigen, arbeitete ich bis spät in die Nacht. Irgendwie hatte ich eine komische Vorahnung. Wenn Jochen so plötzlich verschwand, könnte mir das auch passieren? Immerhin gab es noch kein Rückflugticket.
Vorsichtshalber bereitete ich mich auf alle Eventualitäten vor. Aus meinem Boarding Room im Hotel checkte ich aus, erstmals seit Monaten, um mit Sack und Pack nach Hause zu fahren. Von dort lud ich meinen kompletten Arbeitsstand auf die Server von Big Blue. Am Sonntag Nachmittag stoppte ich auf dem Weg zum Flughafen Frankfurt dann noch einmal im Büro. Meinen Dienstwagen stellte ich in der Tiefgarage ab. Den Rest des Weges zum Flughafen würde ich sowieso viel schneller mit dem ICE schaffen. Schlüssel, Papiere, Laptop und Handy schloss ich in ein Mitarbeiterschließfach mit Zahlencode. Eine aufgeregte Euphorie erfasste mich. Nun war ich tatsächlich für alle Abenteuer bereit, die mich hoffentlich erwarten würden.
Der Nachtflug in der ersten Klasse war die reine Entspannung. Wer hätte gedacht, dass man sich nach einem sechsstündigen Flug so frisch fühlen kann. Wahrscheinlich lag es daran, dass man sich ...