Berufserfahrung zahlt sich aus 06
Datum: 01.04.2019,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... während ich mich unter der riesigen Regendusche erfrischte. In einem leichten, hellen Baumwollanzug ging es hinunter ins Restaurant. Man geleitete mich zu einem abgelegenen Séparée, in dem ein braungebrannter Jochen bereits wartete. Er sprang auf und umarmte mich zur Begrüßung.
„Alter! Wo bist du damals so plötzlich hin? Ich habe mir echt scheißgroße sorgen gemacht!", begrüßte ich ihn überschwänglich. Wir setzten uns. Jochen schob mir einen der beiden Martinis zu, die vor ihm standen.
„Naja, das siehst du ja. Das war die Chance meines Lebens. Ich musste schnell zugreifen."
„Und die Family...?"
„Sylvia kriegt das Haus. Fatty hatte tatsächlich die ganze Zeit nebenbei einen Lover, kannst du dir das vorstellen? Soll sie den jetzt mit ihrem Alltagsscheiß nerven und so richtig melken. Die Kinder haben beide ihre Sparfonds, die sie gut durchs Studium bringen sollten. Es war allerhöchste Zeit, dass ich mal an mich denke. Das hier ist mein Neuanfang."
„Dann Glückwunsch, oder...?", gratulierte ich unsicher.
„Auf jeden. Aber pass auf: Ich brauche dich hier.", hob Jochen zu einer Erklärung an.
„Ich lebe und arbeite zwar hier in Dubai, bin aber in Auftrag eines anderen...sagen wir mal...Kleinstaates tätig. Dein Vertrag wird mindestens über drei Jahre laufen. Im Klartext: In drei Jahren wirst du sehr wohlhabend sein. Du wirst in dieser Zeit hart arbeiten und fürstlich leben. Für mindestens drei Jahre wirst du die Halbinsel nicht verlassen. Keine Heimatbesuche, ...
... keine Urlaube, kein Mathew mit seinen Fickbekanntschaften, kein ‚The Ox', nada, nothing, rien. Ok?"
Jochen nestelte in seiner Aktentasche und zog einen Stapel bedrucktes Papier hervor.
„Alles Weitere darf ich nur erzählen, wenn du diese Verschwiegenheitserklärung hier unterzeichnet hast. Bei dir mache ich mir da keinerlei Sorgen. Nur damit das glasklar ist: Wenn irgendjemand was ausplaudert, ist eine Klage noch das Beste, was demjenigen passieren kann. Du ahnst nicht, mit wem du es hier zu tun hast."
„Du weißt von Oksana und mir?", fragte ich im Licht der vorhergehenden Erklärungen völlig unpassend.
„Ja klar. Mal ehrlich: Den Prachtarsch der Alten hätte ich mit Freude selber mal richtig durchgenommen. Die kann mit ihrer Vagina doch bestimmt Zitronen auspressen. Sie hat außer dir aber nie jemanden rangelassen. Alle dachten, sie ist lesbisch oder frigide. Du bist unter den Männern bei Big Blue eine lebende Legende. Mann nennt dich hinter vorgehaltener Hand übrigens ‚El Matador', falls du es noch nicht wusstest."
Ohne auch nur ein Wort zu lesen schlug ich die letzte Seite auf und unterschreib die Erklärung.
„So gefällt mir das.", nickte Jochen anerkennend. „Ich wusste immer: Auf dich ist Verlass."
„Das mit den Zitronen ist übrigens nicht ganz falsch...", bestätigte ich Jochen.
„Schön für deinen Schwanz. Um den kümmern wir uns später. Jetzt erst einmal zum Projekt: Du wirst wissen, dass es im arabischen Raum ganz andere Justiz- und Finanzsysteme gibt. Unser ...