1. Oma Anneliese gefickt


    Datum: 17.10.2023, Kategorien: Reif

    ... der Straße. Nun hätte ich natürlich irgendwie versuchen können, mit meinen Eltern in Kontakt zu treten, die sich ganz unregelmäßig bei mir meldeten, und die um ein bisschen mehr Geld anbetteln, doch das ließ mein Stolz einfach nicht zu. Außerdem hätte ich das mit mindestens einer Strafpredigt von meinem Vater bezahlen müssen, und darauf hatte ich keine Lust. Der würde mir das ewig vorhalten; da ging ich lieber arbeiten.
    
    Also tauchte ich bei der Studentenberatung auf, wo man auch Jobs vermittelte. Das normale Angebot gefiel mir nicht so arg; das waren vorwiegend Kellnerjobs und so etwas. Aber dann war auch etwas dabei, das sah mir ganz nach einem richtig lockeren Job aus – da suchte ein alter Mann im Rollstuhl jemanden, der ihm einmal am Tag etwas vorlas und nachher mit ihm darüber diskutierte. Da es bei diesem Vorlesen nicht um Romane, sondern um Bücher und Magazine aus dem Bereich der Astronomie gehen sollte, weil das sein Hobby war, passte es sich natürlich hervorragend, dass ich Astronomie studierte. Es dauerte keine zwei Stunden, dann hatte ich den Job. Ich hatte eigentlich gehofft, dass ich vielleicht einen kleinen Vorschuss erhalten würde, aber der Typ im Rollstuhl erklärte kategorisch, er werde mich erst am Monatsende bezahlen. Nun, so lange würde ich schon noch durchkommen, da war ich mir sicher, ich musste nur ziemlich arg sparen. Und so trat ich diesen Job an und war ab da jeden Werktag, also montags bis freitags, jeweils eine Stunde, manchmal auch länger, bei ...
    ... ihm, und las ihm vor, und am Wochenende war ich jeden zweiten Samstag sogar drei Stunden oder mehr da. Irgendwie machte es mir sogar Spaß, denn schließlich war das ja mein Fachgebiet, aber auf der anderen Seite war das Vorlesen schon relativ mühsam und anstrengend – und langweilig zugleich, ebenso wie die anschließenden Diskussionen. Mein Auftraggeber war halt Laie; und auch wenn für einen Laien sein Wissen schon gewaltig war, konnte er mit einem Astronomie-Studenten doch nicht mithalten, und so musste ich das Gespräch auf einer Ebene halten, die ich längst hinter mir gelassen hatte. Zum Glück gab es aber auch sehr positive Dinge bei diesen Besuchen.
    
    Dieser Typ im Rollstuhl, der übrigens 74 war, der hatte nämlich eine Schwester, Anneliese. Sie war die jüngere Schwester, und sogar ganze zwölf Jahre jünger. Das machte sie allerdings mit 62 immer noch zu einer echten Oma. Meine eigenen Omas hatte ich nie kennengelernt, und irgendwie fühlte ich mich bei Anneliese sofort geborgen. Sie war sehr mütterlich – nun ja, großmütterlich – und kümmerte sich rührend um mich, als ob ich wirklich ihr Enkel wäre. Sie besuchte ihren Bruder täglich, war also fast immer da, wenn ich zum Vorlesen kam, und es gab für mich immer Kaffee und Kuchen, auch mal ein richtiges Essen. Und alte Frauen kochen einfach besser als die Aushilfskräfte in der Mensa … Ich ließ es mir schmecken, und ich genoss es unendlich, dass Anneliese – die ich natürlich Frau G. nannte, zumindest anfangs -, mich so bemutterte ...
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