Der Betrug
Datum: 21.11.2023,
Kategorien:
Romantisch
... verzog aber keine Miene. Soso, du falsche Schlange, dachte ich. Nun lässt du also auch die letzte Gelegenheit verstreichen, mir reinen Wein einzuschenken, während ich mir die Schuhe anzog. Na ja, Susanne war dann voll des Lobes über die Schuhe, aber ich wusste nun auch, dass mein Entschluss richtig war. Letzte Chance verpasst. Diese Heuchlerin würde sich umgucken!
Donnerstag! Mein neues Leben würde beginnen! Ich bemühte mich, Susanne so zu verabschieden wie immer. Mit einem routinemäßigen Kuss. Sie ging aus der Wohnungstür. Etwas sentimental blickte ich ihr hinterher, würde es doch das letzte mal sein, dass ich sie sah. Dann hatte ich alle Hände voll zu tun. Ich holte die Umzugskartons vom Dachboden, beklebte sie mit vorbereiteten Etiketten, legte den Plan zurecht. Dann packte ich flott alle Kartons voll. Stöpselte Geräte und Kabel ab. Musikanlage, Fernseher, und einige andere Geräte, die ich in den Haushalt gebracht hatte, würde ich mitnehmen. Genauso die Teile vom Geschirr und Besteck. Die beiden Küchenstühle, den Tisch und den Entspannungssessel, den aber vor allem Susanne so gern benutzte. Die anderen Möbel waren alle von Susanne eingebracht. Ich räumte meine Bücher in die Kartons und alle möglichen Unterlagen. Im Keller verpackte ich das Werkzeug. Das war alles meins.
Dann packte ich alle meine Klamotten in drei Kartons. Ich hatte mir vorher noch Bettzeug besorgt und ein Klappbett. Für die erste Tage dort musste das reichen. Die hatte ich heimlich auf dem ...
... Dachboden geparkt. Dann war ich fertig. Nun fuhr ich los und holte den bestellten Transporter, einen Leihwagen. Alle Kartons und die Möbel aus dem dritten Stock herunterzutragen war ganz schön anstrengend. Aber nach zwei Stunden war es das dann. Soviel Zeugs hatte ich ja nicht. Vom Dachboden noch die beiden Sachen und der Karton mit dem Werkzeug aus dem Keller. Dann nur noch das Fahrrad. Fertig!
Ich ging in die Wohnung zurück. Jetzt, wo alles geregelt war und jede Spur von mir hier getilgt, kam natürlich ein wenig Wehmut auf. Aber es gab kein Zurück mehr. Ich ging nochmal in alle Zimmer. Ich zog die Bettwäsche meiner Bettseite ab und warf sie in den Wäschekorb. Dann darauf ein weißes Blatt und dort drauf legte ich den Wohnungsschlüssel. Ich hatte erst überlegt ob ich auch die Schuhe von gestern dazustellen sollte und den Verlobungsring dazulegen, aber das würde wieder zu viel Hinweise geben. Mein stiller Weggang sollte so viele Zweifel wie möglich auslösen, und das ging nur so. Kein Schreiben, kein nichts, kein gar nichts. Auch anrufen würde ich nicht und ich konnte auch nicht angerufen werden. Dort würde ich eh eine neue Nummer bekommen und von meinem Handy wusste Susanne nichts. Ich hatte es hier immer ausgeschaltet und versteckt.
Dann zog ich die Wohnungstür hinter mir zu. Ich hatte Glück und bisher schien keiner der Hausbewohner was mitbekommen zu haben. Aber unten stand Frau Schuster, die alte Dame, an ihrer Haustür und grüßte. "Na, gibt's neue Möbel, Jürgen"? Ich nickte ...