1. Der Alte und ich


    Datum: 05.02.2024, Kategorien: Reif Erstes Mal Hardcore,

    War Telekinese die Lösung all meiner Probleme? Ich lehnte mich gegen den Tresen und starrte mit vorwurfsvollem Blick, doch diese elende Uhr hätte selbst den Hulk platt gemacht.
    
    Mittwoch, kurz nach 23 Uhr. Die Lage ernst, die Chancen gering. Ich erwog, mich im Spülbecken zu ertränken. Immer noch besser, als wegen einer Überdosis Langweile qualvoll zu verenden.
    
    Während der Mittwochs-Spätschichten konnte ich das Altern und Sterben meiner Zellen fühlen. Als Aushilfe war ich dringend auf Trinkgelder angewiesen, doch dazu brauchte es Kundschaft. Die blieb mittwochs jedoch zu Hause und lauschte fasziniert dem eigenen Zellsterben.
    
    Nur Egon saß im Gastraum. Immer in der gleichen Ecke, immer am gleichen Tisch. Egon saß schon da bevor ich den Job annahm, und wird wohl noch lange nach mir dort sitzen. Egon gehörte zum Interieur. Er passte zum Interieur. Sein weißer Rauschebart war von der Gruseltapete hinter ihm nicht zu unterscheiden. Sein blasser Teint harmonierte beängstigend mit den beigen Tischdecken.
    
    Wir Kolleginnen tuschelten häufig über den seltsamen Gast. Manche hielten ihn für einen auf harmlos gedrillten Freddy Krueger. Tina, die Kollegin mit morbider Neigung zur Übertreibung, eine Bild-Zeitung auf zwei Beinen, gab zu bedenken, dass Serienmörder ihre Passion nicht auf die Stirn geschrieben hatten.
    
    „Die sind unauffällig. Die sehen harmlos aus. Die sehen wie dieser Egon aus“, belehrte sie uns mit großen Kulleraugen.
    
    Auch mir war Egon nicht geheuer. Dieser ...
    ... Kerl kam meist gegen fünf am Nachmittag, blieb bis zur Schließung und vertilgte in dieser Zeit zwischen 12 und 15 Tassen Kaffee
    
    („keine Kondensmilch und denken Sie an den Kandiszucker“)
    
    .
    
    Wer außer Kinderschänder und womöglich die Jesusse von Ypsilanti mag Kaffee mit Kandiszucker? Und wer kann nach solch einer Volldröhnung je wieder schlafen?
    
    Egon aß nicht. Er trank weder Wasser, Wein noch Bier. Er schüttete sich unablässig dieses dunkle Gesöff in die Figur. Das Blut dieses Mannes musste schwarz wie die Nacht sein und nach Urlaub in Südamerika duften.
    
    Egon saß da wie ein Mönch mit Schweigegelübde. Er sprach nur das Nötigste und manchmal nicht mal das. Er las nicht. Sein Smartphone benutzte er nur zum Ablesen der Uhrzeit. Der Laptop lag zugeklappt auf dem Tisch. Die einzige Unterbrechung dieser Monotonie war das kleine Notizbuch, in das er gelegentlich etwas kritzelte.
    
    So lief das. Tagein tagaus. Woche für Woche. Monat für Monat.
    
    Egon saß da und beobachtete. Am liebsten beobachtete er uns junge Dinger, die sich mit zu kurzen Röckchen, engen Jeans und noch engeren Blusen um Trinkgelder üppige Trinkgelder bewarben.
    
    Nein, vermutlich war Egon kein Serienkiller. Aber er hatte etwas an sich, das bei jungen Frauen die Alarmglocken bimmeln ließ.
    
    Vielleicht war er Cop im Ruhestand, dem der Beruf in Fleisch und Blut übergegangen war. Vielleicht war ein Privatdetektiv, den die misstrauische (und unfassbar geizige) Chefin Rosi engagiert hatte, damit wir nachts ihr ...
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