Der Alte und ich
Datum: 05.02.2024,
Kategorien:
Reif
Erstes Mal
Hardcore,
... Reich nicht in einen unzüchtigen Animierschuppen verwandelten. Vielleicht war er ein Schriftsteller, der nach Storys Ausschau hielt und die Unmengen Koffein brauchte, um bis zu ersten Hahnenschrei die Tasten zu quälen.
„Nicht viel los heute.“
Hatte mich eben ein Büffel geknutscht?
Egon hatte gesprochen. Vier Wörter (am Stück!). Ohne akute Lebensgefahr oder ersichtliche Notwendigkeit.
Es spricht! Es lebt!
„Das ist normal für einen Mittwoch“, erwiderte ich. Und du komischer Kauz weißt das ganz genau, schickte ich gedanklich hinterher.
„Ich habe Rosamunde schon hundert Mal gesagt, dass sie den Laden mittwochs um 20 Uhr schließen kann. Aber sie will ja nicht hören.“
Grundgütiger, der Mann hatte einen Redeanfall. War das gefährlich? Sollte ich den Notarzt verständigen?
„Sie kennen Rosi?“
„Zu meinem Bedauern. Sie ist meine Schwester.“
Aha, der Undercover-Detektiv.
„Und Rosi hat Sie dazu verdonnert abends auf uns aufzupassen? Sind wir so schreckliche Angestellte?“
„Das sähe ihr ähnlich, was?“, schmunzelte Egon. „Keine Sorge, ich sitze aus freien Stücken hier.“
Mist, die Serienmörder-Theorie ging in Führung, setzte sich deutlich vom Peloton ab und hechelte mit Lichtgeschwindigkeit dem Sieg entgegen.
Egon musterte mich interessiert. Mein Schweigen schien ein offenes Buch für ihn. War die Temperatur eben um 5 Grad gesunken?
Er lächelte und wackelte mit der Kaffeetasse in meine Richtung.
Puh, Glück gehabt. Die Redekrise war überstanden, ...
... der vertraute Egon wieder da. Wozu reden, wenn man mit Tassen wackeln kann?
„Setzen Sie sich doch zu mir“, lud mich Egon ein, als ich seine Bestellung an den Tisch brachte. „Wir können uns einzeln oder gemeinsam langweilen. Gemeinsam langweilt es sich angenehmer.“
Serienmörder! Serienmörder! Lauf, Jenny, lauf, solange du noch Beine hast!
„Wir dürfen uns nicht zu den Gästen setzen“, erklärte ich und überlegte, wie ich den Tresen in eine Festung verwandeln könnte. Nudelhölzer und Pfannen kamen mir in den Sinn. Doch wann las man je die Schlagzeile Serienkiller von Nudelholz zur Strecke gebracht?
„Das klingt sehr nach Rosamunde. Aber in meinem Fall besitzt diese Vorschrift wohl keine Gültigkeit. Oder gilt das etwa auch für den Chef?“
Serienkiller! Nudelholz! Chef! Was?
Plötzlich saß ich Egon gegenüber.
„Wie meinen Sie das?“
„Quasi-Chef trifft es wohl besser. Mir gehören 60 %. Ohne mich gäbe es dieses Café wohl nicht. Ohne mich würden Sie sich heute andernorts langweilen.“
„Rosi hat nie etwas gesagt.“
Ich war empört. Da saß dieser Serienkiller-Privatdetektiv-Schriftsteller-Saukerl Abend für Abend unschuldig herum und war in Wirklichkeit eine miese Ratte, ein Büttel, der Rosis Totalüberwachungsfantasien verwirklichte.
„Natürlich erzählt Rosamunde nicht von mir. In ihrer kleinen Welt ist sie unangefochtene Alleinherrscherin. Kaiserin Sissy und Vlad Dracul in einer Person. Sie braucht das Gefühl die wichtigste Person zu sein. Das ist sogar das alleinige ...